Das Theaterstück beginnt wie ein Psychothriller: Jesko Drescher, erfolgreicher Manager und Familienvater, sitzt am Steuer seines Wagens, als ein Foto auf seinem Handybildschirm aufpoppt. Vor Schreck rast er beinahe in eine Schulklasse hinein. Denn das Bild zeigt einen nackten Jungen: Jesko selbst - als zehnjährigen Schüler eines Eliteinternats. Erschüttert sucht Jesko drei seiner ehemaligen Schulkameraden auf. Er will mehr über die Aufnahmen erfahren. Doch je intensiver er sich mit dem Bild beschäftigt, desto stärker verschwimmen die Grenzen zwischen Recht und Unrecht, Erinnern und Vergessen, Selbst- und Fremdwahrnehmung. Thomas Melles Stück, das schnelle Dialoge und reflektierende Prosapassagen miteinander verbindet, wurde 2016 uraufgeführt. Mit einem Nachwort von Carlo Brune.
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Bilder von uns Nachwort Zu den Autoren
Thomas Melle, geb. 1975 in Bonn, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft in Tübingen, Austin (Tx.) und Berlin. Bekanntheit erreichten sowohl seine Prosa als auch seine Theatertexte; darüber hinaus ist Melle als Übersetzer englischer Literatur tätig. 2006 war er Teilnehmer des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. Sein Roman »Sickster« war 2011 für den Deutschen Buchpreis nominiert; auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises standen 2014 sein Roman »3000 Euro« und 2016 »Die Welt im Rücken«. Als Theaterautor machte sich Melle u. a. mit »Unheimliches Tal / Uncanny Valley« einen Namen, das in Zusammenarbeit mit Rimini Protokoll entstand und 2018 an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt wurde. Weitere seiner Stücke wurden auf zahlreichen namhaften Bühnen inszeniert, darunter das Deutsche Theater in Berlin, die Nibelungenfestspiele in Worms, das Thalia Theater in Hamburg und das Theater Bonn. Zu den Mülheimer Theatertagen war er mit »Bilder von uns« (2016), »Versetzung« (2017) und zu letzt mit »Ode« (2019) eingeladen. Carlo Brune, geb. 1970 in Duisburg, ist Professor für deutsche Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Nach dem Studium der Germanistik, kath. Theologie und Philosophie an den Universitäten Münster, Bielefeld und Basel wurde er 2002 mit einer Arbeit zu Roland Barthes an der WWU Münster promoviert. Im Anschluss an das Zweite Staatsexamen und eine langjährige Tätigkeit als Gymnasiallehrer habilitierte er sich 2018 mit der Arbeit »Literarästhetische Literalität - Literaturvermittlung im Spannungsfeld von Kompetenzorientierung und Bildungsideal« an der Leibniz Universität Hannover. Publikations- und Forschungsschwerpunkte bilden die Literatur der Epochenumbrüche 1800 und 1900, Gegenwarts- und Popliteratur sowie die Spezifika literarischer Textrezeption und ihrer Vermittlung.
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