Verlag | Kampa Verlag |
Auflage | 2022 |
Seiten | 192 |
Format | 14,9 x 1,9 x 21,2 cm |
Gewicht | 348 g |
ISBN-13 | 9783311350095 |
Bestell-Nr | 31135009M |
In anregenden und ungehemmten Bildern erschafft Johanne Lykke Holm eine Welt voller Übernatürlichem, voller Geheimnisse und der potenziellen Energie von Mädchen an der Schwelle zur Weiblichkeit. Strega lässt sich als Allegorie auf gesellschaftliche Riten verstehen, auf die Erwartungen an Frauen und die Gewalt, die wir allzu leicht zulassen - und entfaltet wie ein Zauber noch lange nach dem Lesen seine Wirkung. Strega ist eine einfallsreiche und atmosphärische moderne Gothic Novel über neun junge Frauen, die in einem abgelegenen Alpenhotel arbeiten, und darüber, was passiert, wenn eine von ihnen verschwindet.Mit Toilettenartikeln, Haarbändern und Notizbüchern in der Tasche verlässt die neunzehnjährige Rafa auf Anweisung ihrer Mutter ihr Elternhaus und die Küstenstadt, in der sie auf gewachsen ist. Aus dem Zugfenster sieht sie die beleuchteten Berge und die perfekten Bäume - und das Olympic Hotel, das über dem kleinen Dorf Strega auf sie wartet. Dort bekommt sie die steife schwarze Uniform der Saisonarbeiterin, wie acht andere Mädchen auch, mit denen sie in einem Schlafsaal übernachtet. Unablässig schuften die Mädchen unter den Blicken ihrer strengen Chefinnen, um alles bereit zu machen für Gäste - die nicht kommen. In ihren freien Momenten flüchten die neun sich in den Kräutergarten und suchen Trost beieinander. Schließlich füllt sich das Hotel doch, für eine wilde, rauschende Party - und dann verschwindet eines der Mädchen. Was folgt, sind tiefe Enthüllungen über die Mythen, die wir jungen Frauen beibringen, über das, was wir ihnen von der Welt zumuten, und darüber, ob ein sanfteres, schöneres Leben möglich ist.
Leseprobe:
»Ich wusste, dass sich das Leben einer Frau jederzeit in einen Tatort verwandeln kann. Ich hatte noch nicht begriffen, dass ich bereits in diesem Tatort lebte, dass der Tatort nicht das Bett war, sondern der Körper, dass das Verbrechen bereits statt gefunden hatte.«»Ich machte sorgfältig mein Bett, strich mit den Händen über die Baumwolle. Ich ging ins Badezimmer und wusch mir mit kaltem Wasser und Seife das Gesicht. Es brannte in den Augen, und ich blinzelte. Das Badezimmer war eingerichtet wie ein englischer Garten. Monströse künstliche Pflanzen, die über die Wände und den Boden wucherten. Ein gerahmtes Aquarell, das einen Springbrunnen darstellte. Auf dem Wannenrand saßen kleine Badenymphen aus Porzellan. Ich hasste diese Porzellanfiguren, weil sie für alles standen, was in der Welt verkehrt lief. Ich hatte eine Kampfschrift über den Marxismus gelesen, die mir überreicht worden war, als ich einen Abend im Bürgerhaus verbracht hatte, und entwickelte anschließend einen unbändigen Hass auf alles, was klein und was nett war. Ich hasste das Ornamentale und das Diminutive. Ich hasste Dessertlöffel und Zigarettenetuis und Taschenspiegel. Ich hasste mein Kleid und die Plisseefalten meines Kleides. Ich hasste es, mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem Stuhl zu sitzen.«