Löwenzahnlied - Ausgezeichnet mit 'Die besten 7 Bücher für junge Leser', 09/2004
Verlag | Nagel & Kimche |
Alter | 12 - 15 Jahre |
Auflage | 2004 |
Seiten | 240 |
Format | 22 cm |
Gewicht | 415 g |
ISBN-10 | 3312009464 |
ISBN-13 | 9783312009466 |
Bestell-Nr | 31200946M |
Maja, ein Mädchen aus einer wohlhabenden Osloer Familie, kommt neu in die Klasse und gibt gleich den Ton an. Gerds beste Freundin Kajsa folgt ihr prompt und bedingungslos. Als wäre das nicht ärgerlich genug, macht Gerds ältere Schwester Siv auch noch mit Robin Andre, Majas umschwärmtem Bruder herum. Solche Konflikte können vorkommen zwischen Freundinnen und Geschwistern. Doch da ist auch noch die Erinnerung an eine Familientragödie, über die Gerd und Siv längst hätten reden sollen. Bisher konnten sie das nicht. Der große Streit in der Clique führt erst zur Explosion und dann zur Versöhnung.
Leseprobe:
Unbenanntes Dokument Ich hatte geglaubt, dass Maja und Kajsa nebeneinander fahren würden, dass sie zusammenhalten und kichern und singen und lachen würden, aber das taten sie nicht. Ich weiß nicht, wie es kam, aber wir fuhren sozusagen im Gänsemarsch. Ich zuerst, aber Maja war nicht weit hinter mir. Kajsa kam als Letzte. Ich hatte geglaubt, dass sie ganz bewusst langsamer fahren würden als ich, dass sie sich an den Rest der Bande halten würden, aber das taten sie nicht. Wir fuhren zusammen. Die Hügel hoch, die Hügel hinunter, durch die Ebene, und bald hatten wir die übrige Klasse hinter uns gelassen. Bald gab es nur noch den Wald und dann die Felder, die gelben und grünen, leuchtenden Felder, hier hätte man in jedem Frühjahr einen psychedelischen Zeichentrickfilm machen können, so starke Farben gab es von hier bis zur Küste. Wir hatten fast schon Nordvik erreicht, als Kajsa nicht mehr konnte. Unmittelbar vor einer der längsten Abfahrten stieg sie vom Rad und ich hörte ihre Stimmewie ein Piepen im Ohr.
"Warte. Waharte!"
Ich hatte nicht vor, zu warten, aber ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass auch Maja weiterfahren würde. Maja,
die losgeheult hatte, als Kajsa und ich gegen den Wagen ihres Vaters geknallt waren. Maja mit den Maja-Locken und dem weißen Nagellack. Natürlich würde sie warten, wenn Kajsa sie darum bat. Natürlich war sie eine, die wartete. Aber das tat sie nicht. Sie fuhr hinter mir her, den Hang hinunter, den nächsten hoch, sie machte weiter, bis wir Kajsa nicht mehr piepen hören konnten, bis Kajsa uns unmöglich noch sehen konnte, und dann wurde Maja schneller. Ich rede jetzt wirklich keinen Scheiß. Sie fuhr jetzt, wo wir nur noch zu zweit waren, ganz anders. Schneller, härter und dichter hinter mir, so dicht, dass ich ihren Atem hören konnte, Majas schweren, konzentrierten Atem, und das Geräusch der Räder auf dem Asphalt. Wir hatten die Hauptstraße erreicht. Das war das gefährlichste Stück. Das war das Stück, auf dem wir vorsichtig sein sollten, das hatte der Hummer uns noch eingeschärft. Das war uns aber scheißegal. Wir fuhren weiter. Härter, schneller, und trotzdem holte Maja auf, Sekunde für Sekunde, Meter für Meter, während die Autos an uns vorbeijagten. Plötzlich merkte ich,
dass ich die Kontrolle verlor. Irgendetwas stieß meinen Hinterreifen an, und ich glaubte zuerst, etwas überfahren zu haben. Aber dann merkte ich es wieder. Härter, kräftiger, noch einen Stoß, und dann war es zu spät. Ich konnte nichts mehr tun, ich konnte nur versuchen, das Gleichgewicht zu halten. Die Autos sausten vorbei. Die Straße führte einen weiteren Hang hinunter. Die ganze Zeit lag Maja dicht hinter mir und stieß immer wieder gegen mein Hinterrad. Noch einmal. Ganz dicht, und es ging schneller, noch schneller, den Hang hinunter, und die gelben und grünen, selbstleuchtenden Felder verschwammen miteinander. Ich hörte einen Knall. Ich trat in die Bremsen. Und dann kippte ich um.
Rezension:
"'Löwenzahnlied' ist eine stille, hervorragend geschriebene Geschichte über Freundschaft und Solidarität." (Kölner Stadt-Anzeiger)