Das voluntarium indirectum - Eine Untersuchung über das Doppelwirkungsprinzip und seine Anwendbarkeit in der Rechtsdogmatik. Dissertationsschrift
Verlag | Duncker & Humblot |
Auflage | 2024 |
Seiten | 487 |
Format | 16,5 x 3,0 x 24,0 cm |
Gewicht | 837 g |
Reihe | Recht und Philosophie 15 |
ISBN-10 | 3428191102 |
ISBN-13 | 9783428191109 |
Bestell-Nr | 42819110A |
Die Arbeit untersucht das sog. Doppelwirkungsprinzip (»PDW«) ausgehend von der Frage, ob man den Tod eines unschuldigen Menschen verursachen darf, wenn der Todeseintritt die unbeabsichtigte Nebenfolge einer intrinsisch neutralen Handlung darstellt. Sie kommt zum Ergebnis, dass das PDW ein philosophisch überzeugendes Konzept darstellt und auch in der Rechtsdogmatik Anwendung finden sollte, um Fälle wie die indirekte Sterbehilfe, den Kollateralschaden und den Flugzeugabschuss konsistent zu lösen.
Ist es erlaubt, den Tod eines unschuldigen Menschen herbeizuführen, wenn der Todeserfolg nicht beabsichtigt, sondern nur billigend in Kauf genommen wird? Die der scholastischen Moraltheologie entstammende Lehre vom voluntarium indirectum (Prinzip der Doppelwirkung, »PDW«) gestattet die Todesverursachung als Nebenfolge einer intrinsisch neutralen Handlung, sofern die Absicht des Akteurs ausschließlich auf den positiven Effekt gerichtet ist und das vorhergesehene Übel durch einen schwerwiegenden Grund aufgewogen wird. Die vorliegende Arbeit gelangt zum Ergebnis, dass das PDW ein philosophisch überzeugendes Konzept und ein geradezu notwendiges Korrektiv einer jeden deontologischen Ethik darstellt. Weiterhin zeigt sie auf, dass das PDW auch in der Rechtsdogmatik Anwendung finden sollte, um neuralgische Rechtsfragen in Zusammenhang mit der indirekten Sterbehilfe, dem Kollateralschaden im Krieg, dem Flugzeugabschuss und dem Lebensnotstand einer konsistenten Lösung zuzuführen.
Inhaltsverzeichnis:
A. Die indirekte Sterbehilfe: ein strafrechtsdogmatischer Fremdkörper
Der Grundsatz des absoluten Lebensschutzes - Die dogmatische Legitimation der indirekten Sterbehilfe
B. Das voluntarium indirectum im scholastischen System
Die vier Voraussetzungen - Die historischen Ursprünge bei Thomas von Aquin - Der Streit um die naturnotwendigen Handlungsfolgen - Die vier Voraussetzungen im Lichte der scholastischen Handlungstheorie
C. Das voluntarium indirectum in der teleologischen Moraltheologie
Das Naturrecht in teleologischer Kritik - Naturwidrigkeit und Vernunftwidrigkeit als Kriterien der intrinsischen Immoralität
D. Die Rezeption des Doppelwirkungsprinzips in der säkularen Ethik
Die Trolley-Kasuistik - Die Verkennung des Handlungsobjekts - Di Nuccis »Ethics without Intention« - Das Doppelwirkungsprinzip und der Kantianismus
E. Die philosophische Berechtigung des Doppelwirkungsprinzips
Konsistenz - Ein Mittelweg zwischen Konsequentialismus u nd Kantianismus - Jenseits der Handlungsfolgen
F. Die Anwendung des voluntarium indirectum in der Rechtsdogmatik
Der Kollateralschaden im Kriegsvölkerrecht - Problemkreise der Strafrechtsdogmatik - Der Flugzeugabschuss
G. Zusammenfassung und Ausblick
Die Integration des voluntarium indirectum: Eine subjektive Komponente? - Vorteile und Anwendungsbereiche des Doppelwirkungsprinzips - Das Doppelwirkungsprinzip im Deliktsaufbau
»Voluntarium indirectum«: The thesis examines the so-called Principle of Double Effect (»PDE«) based on the question whether it is permissible to cause the death of an innocent person if the death is the unintended side effect of an intrinsically neutral act. It comes to the conclusion that the PDE is a philosophically convincing concept and should also be applied in legal doctrine in order to consistently resolve cases such as indirect euthanasia, collateral damage and the shooting down of an aeroplane.