Die gigantischen Kräne der Werften in Gdynia und in Pula waren bis vor Kurzem der Stolz dieser Städte. In Polen entstanden 300 Meter lange Ozeanriesen, in Kroatien Schiffe, auf denen Tausende Schafe lebend aus Neuseeland nach Europa transportiert werden konnten - Meerwasserentsalzungsanlage inklusive. Doch all der Erfindungsreichtum und das im Sozialismus eingeübte Improvisationstalent halfen nichts: Bald nach dem EU-Beitritt gingen die Werften pleite, auch weil in Brüssel das Wettbewerbsrecht mehr zählt als eine global orientierte Industriepolitik.
Das »Werftenkollektiv« um Ulf Brunnbauer und Philipp Ther taucht tief ein in den Alltag der beiden Betriebe. Die Sozialwissenschaftler und Historiker rekonstruieren ihren Niedergang und analysieren die große Transformation, die Europa seit den siebziger Jahren erschüttert.
Rezension:
»Eine Studie, die in Anlehnung an Karl Polanyis Great Transformation [konzipiert ist,] doch weit über diese hinausgeht.« DerPragmaticus 20220610
Philipp Ther, geboren 1967, ist ein deutscher Sozial- und Kulturhistoriker. Nach Stationen u. a. an der FU Berlin, der Viadrina in Frankfurt/Oder, an der Harvard University und am European University Institute in Florenz ist er seit 2010 Professor am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien. Seine Bücher Die dunkle Seite der Nationalstaaten. »Ethnische Säuberungen« im modernen Europa (2011), Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent. Eine Geschichte des neoliberalen Europa (2014) und Die Außenseiter. Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa (2017) wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent u. a. mit dem Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse 2015. 2019 erhielt Philipp Ther den Wittgenstein-Preis, den höchstdotierten Wissenschaftspreis Österreichs. Ulf Brunnbauer, geboren 1970, ist ein österreichischer Südosteuropahistoriker. Nach der Promotion an der Universität Graz habilitierte er sich an der FU Berlin und hat seit 2008 den Lehrstuhl für Geschichte Südost- und Osteuropas an der Universität Regensburg inne. Seit 2017 ist er Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) in Regensburg. Zuletzt erschienen von ihm Geschichte Südosteuropas (2018, mit Klaus Buchenau) und Globalizing Southeastern Europe. America, Emigrants and the State since the late 19th Century (2016). Filipkowski, PiotrUlf Brunnbauer (Regensburg), Piotr Filipkowski (Warschau), Andrew Hodges (Edinburgh), Stefano Petrungaro (Venedig), Philipp Ther (Wien) und Peter Wegenschimmel (Hannover) haben die Geschichte der Werften im Rahmen des Projekts »Transformations from Below« untersucht.
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