Briefe und Briefwechsel - Band 1: Theodor W. Adorno/Walter Benjamin. Briefwechsel 1928-1940
Verlag | Suhrkamp |
Auflage | 2020 |
Seiten | 502 |
Format | 12,9 x 3,4 x 20,4 cm |
Gewicht | 498 g |
ISBN-10 | 3518242725 |
ISBN-13 | 9783518242728 |
Bestell-Nr | 51824272A |
Der vorliegende Band enthält alle erhaltenen Briefe und Karten der Korrespondenz zwischen Theodor W. Adorno und Walter Benjamin in chronologischer Reihenfolge. Fraglos ein großer Verlust nicht nur für den Briefwechsel ist, daß Adornos Gegenbriefe bis Anfang 1933 fehlen: sie blieben in der letzten Berliner Wohnung Benjamins in der Prinzregentenstraße zurück, als dieser im März 1933 Deutschland verlassen mußte, und sind seither verschollen. »Denn alle Verdinglichung ist ein Vergessen: Objekte werden dinghaft im Augenblick, wo sie festgehalten sind, ohne in allen ihren Stücken aktuell gegenwärtig zu sein: wo etwas von ihnen vergessen ist.« Kaum eine bessere Charakterisierung als dieser Satz aus Adornos Brief vom 29. Februar 1940 an Walter Benjamin ließe sich denken, um darzutun, worin die entscheidende Differenz zwischen den Diskussionen, die in der Kritischen Theorie der dreißiger Jahre geführt wurden, und der Darstellung liegt, die die Ergebnisse jener Diskussionen heutzutage i n der Sekundärliteratur zusammenfaßt. Es liegen Welten zwischen der Kritik, die Adorno und Benjamin wechselseitig an ihren Arbeiten während der Emigration übten, und der geronnenen Gestalt, in der diese zentralen Arbeiten von den Nachgeborenen, zerstückelt und ungeschickt wieder zusammengeklebt, rezipiert und 'tradiert' werden. - Galt ein beträchtlicher Teil der Korrespondenz Benjamins Fragment gebliebenem »Passagen-Werk«, welches das 19. Jahrhundert geschichtsphilosophisch zu entschlüsseln sich vorgenommen hatte, und der 'Abschlagszahlung' darauf, dem Baudelaire-Aufsatz für die »Zeitschrift für Sozialforschung«, so kreisen die Briefe insgesamt, die Benjamin und Adorno vor allem in der Emigration, ab 1934, wechselten, um die verbindliche theoretische Darstellung jener grundlegenden Erfahrungen der bürgerlichen Kultur, die mit dem Faschismus unwiederbringlich verlorengingen und deren Vergessen gerade nicht das glückliche Ballastabwerfen des Wanderers war, der das Ziel in erreichbar er Ferne vor sich liegen sieht. Der Briefwechsel läßt ermessen, welche Bedeutung die praktische und geistige Solidarität hatte, die Adorno und Benjamin voneinander erfuhren, als sie in intellektueller Isolierung lebten. Die in der akademischen Welt abhanden gekommene Gelehrtenrepublik lebte fort in denen, die aller akademischen Sekurität entbehren mußten und die darum aller der Sache äußerlichen Konvention sich entschlagen durften. Den empirischen Niederschlag des Vorrangs der Sache in der Person beschrieb Adorno 1965: »In sich und seinem Verhältnis zu anderen setzte er rückhaltlos den Primat des Geistes durch, der anstelle von Unmittelbarkeit sein Unmittelbares wurde.«
Rezension:
»Der vom Theodor W. Adorno-Archiv herausgegebene, von Henri Lonitz sorgfältig, lenntnisreich, akkurat und detailgenau editierte Band bezeugt eine sehr besondere Verbindung zwischen zwei deutschen Philosophen.« Thorsten Paprotny Philosophischer Literaturanzeiger