Dukla ist ein verschlafenes Städtchen in Südpolen, am Rande der Karpaten. Auf dem Marktplatz hat sich alle Leere der Welt versammelt, und ein Wind herrscht, der direkt aus Alaska und Sibirien herüberweht. Dukla mit seinen bröckelnden Mauern und dem Schloß der Fürsten von Brühl, den beiden Barockkirchen und der niedergebrannten Synagoge ist ein Ort, der eine magische Anziehungskraft auf den Erzähler ausübt. Wie unter Zwang kehrt er immer wieder dorthin zurück, aus allen Himmelsrichtungen, zu allen Tages- und Nachtzeiten. Was er bisher war, wird durch Dukla auf sanfte und radikale Weise in Frage gestellt.
Andrzej Stasiuk, der in Polen als wichtigster jüngerer Gegenwartsautor gilt, wurde 1960 in Warschau geboren, debütierte 1992 mit dem Erzählband Mury Hebronu (Die Mauer von Hebron), in dem er über seine Gewalterfahrung im Gefängnis schreibt. Stasiuk wurde 1980 zur Armee eingezogen, desertierte nach neun Monaten und verbüßte seine Strafe in Militär- und Zivilgefängnissen. 1986 zog er nach Czarne, ein Bergdorf in den Beskiden.1994 erschienen Wiersze milosne i nie (Nicht nur Liebesgedichte), 1995 Opowiesci Galicyjskie (Galizische Erzählungen) und Bialy Kruk (Der weiße Rabe; 1998 bei Rowohlt Berlin), 1996 der Erzählband Przez rzeke (Über den Fluss; diesem Band ist Die Reise entnommen) und 1997 Dukla.2002 erhält er den von den Partnerstädten Thorn (Polen) und Göttingen gemeinsam gestifteten Samuel-Bogumil-Linde-Literaturpreis. Den literarischen Jahrespreis Nike erhielt Andrzej Stasiuk 2005 für sein Buch Unterwegs nach Babadag. Sein vielfach ausgezeichnetes Werk erscheint in 30 Ländern. 2016 wurde er mit dem Staatspreis für europäische Literatur 2016 ausgezeichnet. Olaf Kühl, geboren 1955 in Sanderbusch, studierste Slawistik, Osteuropäische Geschichte und Zeitgeschichte in Berlin. Er übersetzt literarische Texte aus dem Polnischen und dem Russischen. Außerdem ist er selbst als Autor tätig. Olaf Kühl lebt in Berlin.
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