Als der 45jährige Wolfgang Koeppen 1951 seinen Roman Tauben im Gras veröffentlichte, der ihm bis heute Ruhm und Anerkennung einträgt - das Buch ist als erster Band der von Hans-Ulrich Treichel herausgegebenen Werke im Herbst 2006 erschienen -, zählte er zu den unbekannten jungen Autoren. Das »Dritte Reich« hatte verhindert, daß Koeppen nach seinem Debüt (da war er wirklich jung, 28 Jahre alt) Eine unglückliche Liebe aus dem Jahr 1934 sich ein Werk erschreiben konnte. Jörg Döring beschreibt im Kommentar zu Band 1 der Werke die Entstehung des Buches, seine autobiographischenWurzeln, die erstaunlich große und positive Resonanz zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und die Aufnahme nach 1945 sowie die Stellung des Buches im uvre des Autors.
Wolfgang Koeppen wurde am 23. Juni 1906 in Greifswald geboren und starb am 15. März 1996 in München. Nach einem elfjährigen Aufenthalt in Ortelsburg (Ostpreußen) kehrte er 1919 nach Greifswald zurück. Aus finanziellen Gründen musste er vom Gymnasium auf die Mittelschule wechseln, von der er ohne Abschluss abging. Danach versuchte er sich in ganz unterschiedlichen Berufen: in einer Buchhandlung, im Stadttheater in Greifswald. Als Hilfskoch kam er nach Schweden und Finnland, in Würzburg arbeitete er als Dramaturg. 1927 ließ er sich in Berlin nieder, wo er 1931 zwei Jahre als fest angestellter Redakteur beim Berliner Börsen-Courier arbeitete. Er schrieb Reportagen, Feuilletons, auch erste literarische Arbeiten entstanden. 1934 erschien sein erster Roman, Eine unglückliche Liebe. Im selben Jahr siedelte er in die Niederlande über. Hier begann er mit der Niederschrift des nicht vollendeten Romans Die Jawang-Gesellschaft. 1935 erschien der Roman Die Mauer schwankt, der jedoch kaum beachtet wurde. Er kehrte 1938 nach Deutschland zurück und arbeitete ab 1941 für die Bavaria-Filmgesellschaft in Feldafing am Starnberger See, 1945 siedelte er nach München über. 1948 erschien anonym das Buch Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch, zu dessen Neupublikation unter seinem Namen er erst 1992 zustimmte. 1951, 1953 und 1954 erschienen die drei Romane, die als die atmosphärisch genaueste Vergegenwärtigung des Klimas der Adenauer-Republik gelten: Tauben im Gras, Das Treibhaus und Der Tod in Rom. Koeppen verschaffte mit Nach Rußland und anderswohin, Amerikafahrt und Reisen nach Frankreich der Reiseliteratur in Deutschland hohes Ansehen.
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