Protestantische Händlernetze im langen 18. Jahrhundert - Die deutschen Kaufmannsgruppierungen und ihre Korporationen in Venedig und Livorno von 1648 bis 1806. Habilitationsschrift.
Verlag | Vandenhoeck & Ruprecht |
Auflage | 2022 |
Seiten | 698 |
Format | 16,0 x 23,5 x 5,3 cm |
Gewicht | 1235 g |
Reihe | Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Band 107 |
ISBN-10 | 3525363303 |
ISBN-13 | 9783525363300 |
Bestell-Nr | 52536330A |
Die Studie zeigt, wie es den deutschen Unternehmern in den wichtigsten norditalienischen Häfen des 18. Jahrhunderts gelang, belastbare Händlernetze auszubilden und dadurch eine bedeutende Rolle im globalen Handel zu übernehmen.
Wie gelang es den deutschen Unternehmern in den wichtigsten norditalienischen Häfen des 18. Jahrhunderts, elastische Händlernetze auszubilden und eine bedeutende Rolle im globalen Handel zu übernehmen.
Die Korporation der deutschen Händler in Venedig, die "Nazione Alemana", die seit dem Mittelalter im Fondaco dei Tedeschi residierte, galt traditionell als Symbol des geteilten Niedergangs Venedigs und der oberdeutschen Reichsstädte im 17. und 18. Jahrhundert. Im Zeitalter des Merkantilismus schien deren wirtschaftliche Rolle ausgespielt. Demgegenüber wird hier gezeigt, dass die deutschen und fast nur aus Reichsstädten stammenden Händler in Norditalien im 18. Jahrhundert eine gänzlich neue Aktivität im globalen Handel entwickelten - nicht nur in Venedig, sondern auch in Livorno. Eine bedeutende Ursache hierfür war die Herausbildung eines "pietistischen Händlernetzes" in Venedig als einer Figuration deutscher Händler, die sich auch für norddeutsche Kaufleute öffnete und die Entwicklung von belastbaren Vertrauensbeziehungen im Fernhandel erleichterte. Das resultierende Zusammenspiel von reichsstädtischen Händlern in Livorno und Venedig ermöglichte deren Ausgreifen ins Globale.Die Ar beit wurde mit dem Max-Weber-Preis des Max-Weber-Kollegs für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien an der Universität Erfurt sowie dem Premio Palazzo Barbarigo des Vereins der Freunde und Förderer des Deutschen Studienzentrums Venedig e.V. ausgezeichnet.
Rezension:
Die Arbeit erfüllt mehrere Desiderate der Forschung. [...] Darüber hinaus gelingt in Verknüpfung mit der Analyse des deutschen Handels in Oberitalien eine faszinierende Studie zu den Alpenpässen und den vier zentralen Alpentransitrouten in der Frühen Neuzeit (Gotthard, Bündner Pässe, Tiroler Pässe, Tauernroute) und ihrer infrastrukturellen Verbesserungen in Konkurrenz zu den maritimen Handelszügen. Der Reiz dieser Arbeit liegt v. a. in der Verknüpfung der Wirtschaftsgeschichte mit den Entwicklungen des europäischen Protestantismus, die großes Erkenntnispotential birgt abseits und in Abgrenzung von den umstrittenen Weberschen Thesen zum Verhältnis Wirtschaft / Protestantismus. Von einem hohen Reflektionsniveau zeugen überdies die methodischen Vorüberlegungen in der Einleitung. Die Studie ist als bedeutende Forschungsleistung zu werten, die sich als Referenzwerk für künftige Forschungen auf dem Gebiet der frühneuzeitlichen Wirtschafts-, Sozial- und Konfessionsgeschichte etablieren w ird. Alexander Koller, Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 130 (2022) Ressel hat insgesamt eine handelshistorische Studie vorgelegt, wie man sie sich wünscht: Er präsentiert eine breite Palette neuer Detailinformationen zum Handelsgeschehen in einem der verkehrstechnisch interessantesten Räume Europas über einen sehr langen Zeitraumhinweg, überrascht mit einer durchaus überzeugenden These, die er archivalisch gut fundiert, und bietet durch seine Ergebnisse eine hervorragende Grundlage auch für weiterführende Forschungen zum facettenreichen Feld der transalpinen kommerziellen Beziehungen, die insbesondere - aber nicht nur! - aus deutscher bzw.mitteleuropäischer Perspektive von höchstem Interesse sind. Markus A. Denzel, Zeitschrift für Historische Forschung 49 (2022/03)