Der kurze Schlaf (Trojanische Pferde, Bd. 10) - Roman
Verlag | Tropen |
Auflage | 2008 |
Seiten | 336 |
Format | 14,9 x 21,6 x 2,5 cm |
Gewicht | 558 g |
Reihe | trojanische pferde 10 |
Übersetzer | Biggi Winter, Michael Zöllner |
ISBN-10 | 360850060X |
ISBN-13 | 9783608500608 |
Bestell-Nr | 60850060A |
Im Kalifornien der Zukunft können Tiere und Babys dank einer Evolutionstherapie sprechen und handeln wie erwachsene Menschen. Hier lebt und arbeitet Conrad Metcalf, ein zynischer, drogensüchtiger Privatinquisitor, dessen neuester Fall sowohl eine Bande von Verbrechern als auch die Behörden gegen ihn aufbringt.
Nachdem sein letzter Auftraggeber, ein wohlhabender Urologe, ermordet aufgefunden wird, gelingt es dem Hauptverdächtigen, dem ein längerer Aufenthalt im Tiefkühler droht, Metcalf von seiner Unschuld zu überzeugen und dessen Schnüfflerinstinkte zu wecken.
Dabei hat Conrad Metcalf selbst genug Sorgen: Seit seine Ex-Freundin samt seiner männlichen Nervenenden verschwunden ist, kann er Sexualität nur noch wie eine Frau empfinden. Zudem läuft er ständig Gefahr, daß sein Karmakonto im Zuge seiner Nachforschungen auf Null sinkt und er ebenfalls im Froster landet. Und dann ist da noch dieses rauflustige Känguruh im Dinnerjacket, das Metcalf auf den Fersen ist.
Jonathan Lethems erster Roman ist eine rasante Detektivgeschichte in der Tradition Raymond Chandlers, die in einer nahezu postmodernen Landschaft spielt. Bizarre, evolutionstechnisch manipulierte Gestalten bevölkern eine Szenerie, in der Nachrichten ganz durch Musik ersetzt wurden und legale Drogen wie Forgettol und Akzept ol ein sorgenfreies Leben ermöglichen.
Leseprobe:
Jetzt hatten sich meine Augen halbwegs an die schwache Beleuchtung gewöhnt, und ich konnte die anderen Gäste an ihren Tischen ausmachen - gerade eben. Es überraschte mich etwas, einen Känguruh-Evoluten in der Nähe des Fensters zu erblicken, der allein bei einem Drink saß. Das Mondlicht schien ihm in sein pelziges Gesicht. Er starrte zu unserem Tisch herüber und sah weg, als ich den Blick erwiderte, aber er saß zu weit entfernt, um hören zu können, worüber wir redeten, und so beachtete ich ihn nicht weiter. Die Vorschriften, die Evoluten den Zutritt zu gewissen Lokalitäten untersagten, wurden zusehends laxer gehandhabt, und intolerante Naturen wie ich hatten sich daran zu gewöhnen. "Ich habe die Sache zu Ende gedacht", sagte Angwine. "Auf mich wartet die Tiefkühltruhe." [...]
Ich bemühte mich, nicht zu hart zu sein. "Der einzige Unterschied zwischen einem Gefängnis und dem Froster besteht darin, daß man im Gefängnis Karten spielt, Geburtstage feiert und einen gesunden Wider willen gegen den Rest der Menschheit aufbaut, wohingegen man im tiefgefrorenen Zustand nichts dergleichen tut. Außerdem ist es so für die Gesellschaft billiger und einfacher zu verwalten. In jedem Fall kommt man verblödet und verarmt wieder raus, nur um zu erfahren, daß die eigene Freundin mit einem anderen Typen schläft. Aber es war schon immer so und es wird auch so bleiben, daß Geld und gute Beziehungen darüber entscheiden, ob man nochmal ungeschoren davonkommt oder die Zeche zahlen muß. Haben Sie jemanden, der sich um Sie kümmert?"