Wein & Krieg - Bordeaux, Champagner und die Schlacht um Frankreichs größten Reichtum
Verlag | Klett-Cotta |
Auflage | 2013 |
Seiten | 380 |
Format | 13,4 x 21,0 x 3,0 cm |
Gewicht | 428 g |
ISBN-10 | 3608948503 |
ISBN-13 | 9783608948509 |
Bestell-Nr | 60894850A |
Im Juni 1940 kapituliert Frankreich. Die deutsche Besatzung beginnt auf ausdrücklichen Befehl Hitlers, die wertvollsten Weine, Champagner und andere Spirituosen nach Deutschland zu transportieren.
»Noch eine Flasche weniger für die Deutschen«
Trinkspruch der Franzosen während der deutschen Besatzung
Dieses unbekannte Kapitel der jüngsten Geschichte handelt vom Mut und der Phantasie der Franzosen, ihre wertvollsten Weine vor der deutschen Besatzung zu retten: Eisenbahner ließen ganze Züge mit Weinlieferungen im Nichts verschwinden. Eine Teppichreinigungsfirma versorgte die Pariser Sommeliers mit dem notwendigen Staub, um jungen Wein als uralte Raritäten den deutschen »Gästen« servieren zu können. »La Tour d`Argent«, das Pariser Luxus-Restaurant, mauerte im Mai 1940 sofort 20 000 Flaschen ein, konnte aber nicht verhindern, daß 80 000 Flaschen beschlagnahmt und abtransportiert wurden.
Für Göring ließ man falsch etikettierten Mouton-Rothschild liefern, aus der Champagne kam »sprudelndes Spülwasser«, wofür François Taittinger ins Gefängnis wanderte. Erzählt wird die Geschichte des deutschen Offiziers Heinz Stahlschmidt, der nicht den Hafen von Bordeaux, wo Millionen von Weinflaschen lagerten, sondern ein deutsches Sprengstoffdepot in die Luft jagte.
Don & Petie Kladstrup haben Winzer und Widerstandskämpfer veranlaßt, ihre Geschichte authentisch, ungeschminkt, phantasievoll und mutig zu erzählen.
Leseprobe:
Die Explosion erschütterte den Berg bis hinab ins Tal; Schutt und Geröll stürzten den Abhang hinunter. Als sich der Staub gelegt und der Rauch verzogen hatten, fanden die Soldaten das Tor einen Spalt weit offen, gerade weit genug, daß Bernard de Nonancourt, ein 23-jähriger Sergeant des Heeres aus der Champagne, sich hindurchquetschen konnte. Was er sah, machte ihn sprachlos.
Vor sich hatte er einen Schatz, für den so mancher Kenner sein Leben gegeben hätte: Eine halbe Million Flaschen der besten Weine aller Zeiten, Château-Lafite und Mouton-Rothschild, Château Latour, Château d´Yquem und Romanée-Conti, alle sorgsam verpackt in Holzkisten oder aufgereiht in Regalen, die praktisch jeden Zentimeter des Gewölbes ausfüllten. In einer Ecke fanden sich seltene Portweine und Cognacs, darunter sogar viele aus dem 19. Jahrhundert.
Eines sprang de Nonancourt jedoch sofort ins Auge: Hunderte Flaschen 1928er Champagner der Marke Salon. Fünf Jahre zuvor, als er bei einer and eren Champagnerkellerei gearbeitet hatte, hatte er verwundert deutsche Soldaten beobachtet, die in dem kleinen Champagnestädtchen Le Mesnil-sur-Oger eingerückt waren und kistenweise Flaschen aus den Kellern der Firma Salon schleppten. Und nun stand er genau vor den Flaschen, deren Diebstahl er damals beobachtet hatte.
Der junge Soldat war vollkommen aufgeregt und konnte es kaum glauben.
Was er ebensowenig glauben konnte, war, daß all diese kostbaren Schätze - in einer Höhle knapp unterhalb eines Berggipfels versteckt - einem Mann gehörten, der sich kaum weniger daraus hätte machen können. Der tatsächlich überhaupt keinen Wein mochte.
Dieser Mann war Adolf Hitler.