Island | Insel aus Geschichten - Mit Fotografien von Dagur Gunnarson und übersetzt von Kristof Magnusson
Verlag | Corso |
Auflage | 2021 |
Seiten | 256 |
Format | 17,9 x 2,4 x 24,7 cm |
Gewicht | 767 g |
ISBN-10 | 3737407657 |
ISBN-13 | 9783737407656 |
Bestell-Nr | 73740765A |
Wohin auch immer man in Island reist - selbst zu den abgelegensten Orten -, überall stößt man auf Geschichten, die bis heute überdauern. Nicht große Architektur oder Philosophie, sondern Geschichten gelten als wertvoller Schatz der Isländer. In ihnen kann man das Leben der Menschen in dieser einzigartigen, wunderschönen und manchmal kargen Natur ergründen. Dieses Buch ist eine literarische Rundreise durch Island, zu 30 Orten, die alle eine ganz eigene, besondere Verbindung zur isländischen Kultur und Literatur haben. Bekannte und unbekannte Orte, die Geschichten erzählen, verschiedene Zeiten entdecken, weltbekannte und noch zu entdeckende Autorinnen und Autoren - reichlich illustriert mit neuen Fotografien. Man sagt, man kann die Deutschen, was Island betrifft, in zwei Gruppen aufteilen: Diejenigen, die schon einmal dort waren, und diejenigen, die gern mal dorthin möchten. Dieses Buch richtet sich an beide: Als reiche Erinnerung und Vertiefung sowie als Neuentdeckung.
Leseprobe:
Meine Urgroßmutter lebte im Önundarfjörður in den Westfjorden mit einem Ehemann, den man damals Landreeder nannte, was ein eher hochtrabender Name für einen Bauern war, der gelegentlich zum Fischen herausruderte. Sie bekam elf Kinder und hatte ihr ganzes Leben hart gearbeitet. Und doch nutzte sie jede Gelegenheit, um Bücher zu lesen, sie konnte sich so in sie versenken, dass ihre Kinder aufpassen mussten, dass sie »nicht das Feuer verlor«, wie man es damals nannte, wenn jemand auf einem Bauernhof das Feuer ausgehen ließ, das zum Heizen und Kochen so dringend nötig war. Die Baudenkmäler von uns Isländern, unser Forum Romanum, Stonehenge oder unser Kölner Dom, sind also Geschichten. Wohin man auf Island auch fährt - selbst an den abgelegensten Orten sind Geschichten entstanden, und viele davon haben Einzug in unsere Literatur gehalten. Es mag nicht viel geben, wenn man nach Überresten prächtiger Bauwerke sucht, doch für diejenigen, die eine gute Geschichte hören und ihre Vorstellung skraft einsetzen wollen, gibt es alles. Es gibt auf ganz Island nur an einem Ort die Überreste einer Art Festung, das sogenannte Borgarvirki im Nordwesten des Landes, doch um diese Ruine ranken sich kaum Geschichten. Keiner kann sicher sagen, was für einen Sinn und Zweck diese Festung einmal gehabt haben könnte, und deswegen haben die Isländerinnen und Isländer sich nie besonders dafür interessiert. Quellen berichten davon, dass es im dreizehnten Jahrhundert noch andere Festungen gegeben habe, mit denen die damaligen Anführer versucht hatten, ihre Macht zu sichern, doch über die ist längst wieder Gras gewachsen.Dieses Buch erzählt von 30 Orten, die (bis auf einen) allesamt auf Island sind und auf die eine oder andere Weise mit unserer Literatur und unserer Geschichte verbunden sind. Der Autor dieses Buches hat alle diese Orte besucht und weiß dennoch nicht so viel über sie wie viele andere. Die meisten dieser Orte sind leicht zu finden und mit einem normalen Pkw zu erreichen. Reis enden, die sich im Vorfeld mit der Geschichte dieser Orte bekannt machen, bietet sich keine geringere Zauberwelt als wenn man in Europa die großen Baudenkmäler des Mittelalters besichtigt. Und dass diese Denkmäler des menschlichen Geistes oft von spektakulären Naturschönheiten umgeben sind, macht die Sache auch nicht unattraktiver. Ich habe Geschichten zu den verschiedensten Orten, aus den verschiedensten Zeiten ausgewählt und zum Teil mit persönlichen Erinnerungen angereichert; zwischen manchen Geschichten tun sich auch Querverbindungen auf. Jede einzelne Geschichte wartet mit zahlreichen Geheimnisse des isländischen Volkes auf, das, seit es existiert, Zuflucht gesucht hat in Geschichten, viel mehr als in der Philosophie oder imposanten Gebäude, mitten in dieser »Halde von lauter Geröll«.
Rezension:
Das Buch bietet viele (Wieder-)Entdeckungen, wird abgerundet durch stimmungsvolle Fotos und macht Lust auf mehr. Buchkultur Kristof Magnusson lässt in seiner Übertragung ins Deutsche die Erzählfreude Gudmundssons spürbar werden. Er lässt Leserin und Leser eintauchen in einen stetigen Erzählstrom, der durch das gesamte Buch trägt und von dem man am liebsten immer weiter getragen werden möchte. Zeitschrift Island Am Ende hat man den Eindruck, dass dieses Buch gleichfalls ein feines Porträt Islands ist - und das Geschichtenerzähler hier nie ein Ende findet. Tagesspiegel