Ein Märchen wird demaskiert - Wie ein Lehrer und seine Schüler die verborgene Vergangenheit ihrer Stadt aufdecken
Verlag | Schüren Verlag |
Auflage | 2023 |
Seiten | 140 |
Format | 15,0 x 1,1 x 22,0 cm |
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur | |
Gewicht | 365 g |
ISBN-10 | 374100281X |
ISBN-13 | 9783741002816 |
Bestell-Nr | 74100281A |
Das nun ins Deutsche übersetzte Buch der amerikanischen Journalistin D.Z. Stone - im Original "A Fairy Tale Unmasked. The Teacher and the Nazi Slaves" - zeigt die Anstrengung eines ganz besonderen deutschen Lehrers und seiner innovativen und unermüdlichen Schülerinnen und Schüler, die wahre Geschichte ihrer charmanten Stadt aufzudecken, die einst der Standort eines Nazi-Sklavenarbeitslagers war. Jeder, der ein bestimmtes Alter hatte und in der Stadt lebte, wusste dies, die meisten entschieden sich aber dafür, es zu vergessen. Dieter Vaupel zeigt uns, wie man diese vergessene Geschichte lebendig werden lässt - wie man Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbindet, wie man nicht nur Informationen vermittelt, sondern wie man inspiriert - und das Ergebnis bringt Wahrheit und Versöhnung in eine düstere historische Realität.
Leseprobe:
Im Jahr 1983, als ich Lehrer an der Freiherr-vom-Stein-Schule in Hessisch Lichtenau war, fragten Schülerinnen und Schüler nach der Nazi-Vergangenheit ihrer Stadt. Sie wollten wissen, warum über die große Rüstungsfabrik, von der die Reste noch im Ortseil Hirschhagen zu finden waren, nicht öffentlich gesprochen wurde. Hatten vielleicht auch die Giftrückstände im Trinkwasser etwas damit zu tun? Ich habe mich mit den Jugendlichen auf den Weg gemacht und wir sind in einer Projektwoche an unserer Schule der Frage nachgegangen, was eigentlich in der Stadt während der Zeit des Nationalsozialismus wirklich passiert ist.Als meine Schülerinnen und Schüler und ich danach fragten, wurden wir mit Schweigen, Zurückweisung und Ablehnung konfrontiert. Immer wieder hörten wir Sätze wie diese: "Wir wussten nichts davon!" "Das ist so lange her!" Oder: "Lasst die Vergangenheit doch endlich ruhen!" Aber wir, meine Schüler und später auch engagierte Lichtenauer Bürgerinnen und Bürger, die sich uns anges chlossen hatten, haben "Nein!" gesagt. Wir wollten die Vergangenheit nicht ruhen lassen, wollten nicht, dass das, was damals passiert war, noch länger verschwiegen wurde!Wir recherchierten weiter und ließen uns nicht einschüchtern. Wir deckten menschliches Leid auf und waren tief berührt vom Schicksal der 1.000 jüdischen Mädchen und Frauen, die aus Auschwitz als Zwangsarbeiterinnen in unsere Stadt geschickt wurden. Schließlich haben wir versucht aufzudecken, was sie ertragen mussten, und konnten sogar Kontakte zu Überlebenden herstellen. Wir wollten nicht zu denen gehören, die sich für das Schweigen, Verdrängen, Vergessen und Verleugnen entschieden haben.Dieter Vaupel