Improvisation und Beziehungsqualität - Zur Anwendung des EBQ-Instruments in der inklusiven musikalischen Bildung
Verlag | Reichert |
Auflage | 2022 |
Seiten | 148 |
Format | 17,1 x 1,0 x 23,9 cm |
Gewicht | 267 g |
Reihe | zeitpunkt musik |
ISBN-10 | 3752006757 |
ISBN-13 | 9783752006759 |
Bestell-Nr | 75200675A |
Die Elementare Musik- und Bewegungspädagogik, welche die Ansätze von Carl Orff und Gunild Keetmann weiter trägt, weist der Persönlichkeitsentwicklung einen hohen Stellenwert zu. Sie profitiert vom Austausch mit Nachbarfächern wie Musiktherapie, Bindungsforschung und Erziehungswissenschaft. Das vorliegende Werk zeigt Berührungs- und Überschneidungsgebiete mit der Musiktherapie auf, die einem inklusiven musikpädagogischen Anspruch zu Gute kommen. Aus der Bindungstheorie wird insbesondere der Aspekt der Beziehungsqualität zwischen Lehrperson, Schülerinnen und Schülern betrachtet und diskutiert.
Der theoretische Teil der Arbeit untersucht die wachsende Beziehungsqualität von improvisierenden Kindern über ein Quartal. Aus unterrichtstheoretischer Sicht entspricht das vorgeschlagene Setting einer sozialkonstruktivistischen Herangehensweise. Dabei spielt die Beziehungsgestaltung der Lehrperson den Kindern gegenüber eine wesentliche Rolle, aber ebenso das gemeinsame Gespräch über das Erleben von Improvisationen.
Die Auswertung der Improvisationssequenzen in 16 Klassen und Musikgruppen aus Deutschland und der Schweiz versteht sich als Erweiterungsbaustein zu vorhandenen musiktherapeutischen Arbeiten rund um die Beziehungsqualitäten improvisierender Kinder mit Autismus. Die schulischen Resultate zeigen eine Tendenz zu sich verdichtender Beziehungsaufnahme der improvisierenden Kinder untereinander. Der musikalische Ausdruck entwickelt und verfeinert sich, aber ebenso das bewusste Erkennen von musikalischen Gestaltungsmöglichkeiten. Das legt nahe, solche Settings vermehrt in Musikschulen und Schulen zu pflegen, weil Kinder mit unterschiedlichem Erfahrungshintergrund davon profitieren können.
Ausführliche Merkmallisten ermöglichen eine präzise Handhabe und Einschätzung dessen, was in Improvisationen geschieht. Sie beschreiben detailliert wie Beziehungsqualität und Umgangsweisen mit dem Instrument zusammenhängen. Zu den unterschiedlichen Beziehung squalitäten findet die praktisch tätige Lehrperson Anregungen für die Feedbackgestaltung. Dadurch kann die vorhandene Beziehungsqualität berücksichtigt werden und das Kind fühlt sich bei der Rückmeldung weder über- noch unterfordert.
Nach einer illustrierenden Betrachtung der Nebenergebnisse, welche sich aus den Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern ermittelten, zeigt die Arbeit schliesslich Vorschläge für weitere Improvisationsspiele. Sie regen dazu an, der Improvisation und Beziehungspflege in der Elementaren Musikpädagogik variantenreich nachzugehen und den jungen Menschen Zugänge zur Welt der Musik und sich selber zu öffnen
Elemental Music and Movement Education, which carries on the approaches of Carl Orff and Gunild Keetmann, assigns great importance to personality development. It benefits from the exchange with neighboring subjects such as music therapy, attachment research and educational science. This work shows areas of contact and overlap with music therapy, which suit an inclusive music pedagogical approach. With regard to the attachment theory, the aspect of the relationship quality between teacher and students is considered and discussed in particular.
The theoretical part examines the growing relationship quality of children improvising over a three months period. From the perspective of teaching theory, the proposed setting corresponds to a social constructivist approach. In this context, the teacher's shaping of the relationship with the children plays an essential role, but so does the common conversation about the experience of improvisation.
The evaluation of the improvi sation sequences in 16 classes and music groups from Germany and Switzerland can be seen as an extension to existing music therapy work around the relational qualities of children with autism improvising. School results show a tendency towards intensifying relationships amongst these children. Musical expression develops and refines, but so does the conscious recognition of musical design possibilities. This suggests that such settings should be increasingly cultivated in music schools and other schools, because children with different backgrounds of musical experience can benefit from them.
Detailed lists of characteristics enable precise handling and assessment of what happens in improvisations. They describe in detail how relationship quality and ways of dealing with the instrument are connected. The practising teacher will find suggestions for feedback on the different relationship qualities. In this way, the existing relationship quality can be taken into account and the child will neither feel over- nor underchallenged by the feedback.
After listing the secondary results, which were determined from the feedback of students, the paper finally gives suggestions for further improvisation games. They inspire those involved to pursue improvisation and the cultivation of relationships in Elemental Music Education in a variety of ways and open up access to the world of music and to oneself for young people.