Des Teufels Party - Geht die Epoche des Menschen zu Ende?
Verlag | Sonderzahl |
Auflage | 2020 |
Seiten | 136 |
Format | 13,9 x 21,4 x 1,1 cm |
Gewicht | 198 g |
ISBN-10 | 3854495536 |
ISBN-13 | 9783854495536 |
Bestell-Nr | 85449553A |
Zum Menschen gehört die Sehnsucht. Die Erde ist seine Heimat und sein Exil. Nie ist der Mensch hier vollends zu Hause, deshalb ist er umtriebig;immer noch höher, noch schneller, noch mehr von dem, was er schon hat!Doch das Paradies ist verloren, als irdisches unerreichbar, und so verwildert die Sehnsucht. Sie schlägt um in eine "Wut", darauf ausgerichtet, alle natürlichen Widerstände durch titanische Technologien niederzuringen. Der Mensch ist willens, sich an die Stelle der Götter zu setzen: Homo Deus, das utopische Geschöpf des Anthropozän. Und nun, mit einem Schlag, ist aus der "Epoche des Menschen" eine Epoche des Virus geworden.Im Internet kursieren apokalyptische Fantasien. Geheimdienste, Geheimlabors und geheime politische Mächte rücken zusammen, Dämonisches flackert. Ist des Teufels Party bereits in vollem Gange? Da wir nicht mehr an den Teufel glauben, ist uns zumute, als ob wir in einen Spiegel blickten: Sind die Teufel - wir? Und ist die Party ein Totentanz?Aber viellei cht handelt es sich um die katastrophische Schwelle zu einem neuen Humanismus, gespeist aus der alten Sehnsucht nach dem, "was allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war" (Ernst Bloch). Werden wir, nach der "Epoche des Menschen", endlich zu uns selbst unterwegs sein, statt dem transhumanistischen Wahn zu verfallen: der Unsterblichkeit des Cyborg?
Leseprobe:
Was einst - ohnehin stets gegen zynische Realitäten - das konservative Ideal als respektables Kommunitätsdenken auszeichnen mochte, ist wieder zu einer Pöbelrhetorik verkommen, welche die Armen gegen die noch Ärmeren aufhetzt. Sozialneid und Ressentiment sind mächtige Triebkräfte. Gleichzeitig wird vom immensen Reichtum in immer weniger Händen abgelenkt - einer sozialen Ungleichheit, welche, bei gegebenen Ressourcen und Technologien, in der Weltgeschichte ihresgleichen sucht.Die europäischen Populisten, die alles Europäische zerschlagen wollen, haben den Respekt vor Bildung, Wahrheit und Gerechtigkeit, vor der Wärme des Herzens und der Schönheit der Welt verloren. Ich zitiere Werte, die der Humanismus - die große abendländische Tradition - als unabdingbar für die Menschwerdung des Menschen hielt. Freilich trägt einen Teil der Schuld auch der realitätsimmune Progressismus; dessen Eiferer sind auf ihre Weise Kulturzerstörer. Lateinisch "conservare" heißt "bewahren", und gerade die B esinnung auf jene konservativen Werte, die gegen ein hyperkompetitives Weltbild stehen, könnte die destruktive Kraft des erzreaktionären Mottos mildern: "Vorwärts - nach hinten!"Gewiss, im Dienste der menschlichen Freiheit spielt die Kultur des freien Marktes eine zentrale Rolle. Erst individueller Wohlstand, erst die Verfügung über Eigentum eröffnet die Möglichkeit von so etwas wie allgemeiner Bildung. Und doch hat die ungehemmte Freisetzung der Konkurrenz den weitgefächerten Lebensstandard in den industriell potenten Ländern zwar angehoben, aber um den Preis der Zerstörung riesiger Lebensräume anderswo und einer zunehmenden Ausbeutung - die schamhaft nicht mehr so heißt - durch die kapitalistisch heißgelaufenen, ungebremsten Ökonomien.