Verlag | Rotpunktverlag |
Auflage | 2023 |
Seiten | 200 |
Format | 13,4 x 2,2 x 20,8 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 376 g |
ISBN-10 | 3858699764 |
ISBN-13 | 9783858699763 |
Bestell-Nr | 85869976A |
»Ich wollte eine Hymne auf den Überlebensinstinkt schreiben.«
Der Brief des Anwalts ist unmissverständlich: Seine Frau will die Trennung, er muss die gemeinsame Wohnung verlassen, der Sohn bleibt bei der Mutter, das Auto kann er behalten. Weil er arbeitslos ist, hat er keine andere Wahl, als in ein altes Ferienhaus in einem Bergdorf zu ziehen, eine Stunde von der Stadt entfernt. Getrieben von der Angst, auch noch seinen Sohn zu verlieren, rast er den Berg hinauf und hinunter, nimmt jeden Gelegenheitsjob an, den er bekommen kann, pendelt zwischen seinem Psychiater und seiner Anwältin, pumpt sich voll mit Bier und Tabletten. Die Tage ohne Arbeit verschwimmen im Delirium, bis er anfängt, seine Umgebung wahrzunehmen, den Garten in Ordnung zu bringen, im Kamin Feuer zu machen. Er beginnt wieder zu malen, wie früher, wie Alfonso Ossorio, sagt man ihm, einer, der gemalt habe wie Jackson Pollock, nur ein bisschen anders. Vor allem aber wird das Ferienhaus zum Refugium, das er jedes zweite Wochenende mit seinem Sohn teilt. Hier ist Raum für Spiele un d Vertrautheit. Hier kommt, zusammen mit dem Winter, langsam wieder Ruhe in sein Leben."Davonkommen" ist ein einziges großes Decrescendo. Der Roman kann, muss aber nicht, als Vorgeschichte zu "Tage mit Felice" gelesen werden.
Leseprobe:
Ich bin immer allein wenn ich hier oben in der Hütte bin und mein Sohn nicht bei mir ist, auch wenn ich ab und zu dort in die Bar gehe, aber jetzt gehe ich nicht mehr wie im Sommer jeden Tag dorthin, jetzt wird es schon um fünf dunkel und dann ist es kalt und man ist nicht mehr gerne draußen, auch nicht für einen Spaziergang, nur zum Beispiel, denn die habe ich im Sommer gemacht auf den Pfaden oben in den Kiefernwäldern, also bleibe ich alleine außer wenn ich arbeite, aber meine Arbeit ist der Wachdienst, nicht dass ich da mit wer weiß wem interagiere, und schließlich wird mir alleine da oben klar, dass ich eben deshalb weil ich alleine bin, ständig Nachrichten schreibe, E-Mails schreibe, weil ich nämlich gar nicht so gerne telefoniere und Manuela sagt mir immer, dass ich das Telefon nur benutze, um mit meinem Sohn zu sprechen und wenn er nicht hier bei mir ist, rufe ich ihn jeden Tag an, um ihm Gute Nacht zu sagen, so wie ich jetzt Lust bekommen habe ihn anzurufen und er sagt zu mir Ciao Papi, wann kommst du mich denn abholen? Ich habe ihn gerade vor zehn Stunden in die Stadt zurückgebracht, heute ist Montag und ich hole ihn in elf Tagen am übernächsten Freitag wieder ab und er sagt zu mir Also bevor du kommst muss ich elf Mal ins Bett gehen? Ja, habe ich ihm gesagt, aber nur wenn deine Mama nicht irgendwas erfindet, um mir dann zu sagen Nein, dieses Wochenende kannst du ihn nicht sehen, aber das habe ich ihm nicht gesagt.