Grenzverletzungen - Eine Geschichte über Borderline, Freundschaft und Abhängigkeit
Verlag | Schwarzkopf & Schwarzkopf |
Auflage | 2015 |
Seiten | 288 |
Format | 12,6 x 19,1 x 2,2 cm |
Gewicht | 289 g |
ISBN-10 | 3862655008 |
ISBN-13 | 9783862655007 |
Bestell-Nr | 86265500A |
Rund 2,5 Millionen Borderliner gibt es allein in Deutschland. Die Persönlichkeitsstörung wirkt sich stark auf Familie und Freunde aus.Borderline-Kranke sind sprunghaft, impulsiv und werfen oft innerhalb von Sekundenbruchteilen alles über den Haufen: Kompromisslos beenden sie Beziehungen oder brechen Ausbildungen ab. Andererseits faszinieren sie durch besonderen Charme und außergewöhnliches Einfühlungsvermögen.Das macht es den Angehörigen schwer, die notwendigen Grenzen zu setzen. Sie lassen sich manipulieren und unter Druck setzen, helfen dem Erkrankten immer wieder aus selbst herbeigeführten Krisen heraus und fühlen sich verantwortlich. Denn Borderliner sind radikal - auch wenn es darum geht, anderen oder sich selbst Schaden zuzufügen.Cosmo ist Borderliner. Er experimentiert mit Drogen, verweigert die Nahrungsaufnahme, verletzt sich und andere mit Rasierklingen und brennenden Zigaretten, droht mit Selbstmord, quartiert eine minderjährige Ausreißerin in die Wohnung ein, befördert sich mit einer Überdosis Valium ins Koma und reist, einem Impuls folgend, mit einer Rockband nach London.Gleichzeitig beweist er seinem Mitbewohner Johannes seine tiefe Zuneigung und versteht ihn besser als jeder andere. Die Freundschaft der beiden pendelt zwischen emotionalen Grenzüberschreitungen und Momenten wortloser Harmonie; keiner kann auf den anderen verzichten.Als Johannes sich in eine Kommilitonin verliebt und Cosmo bei seiner ersten Vernissage als neuer Shootingstar der Kunstszene gefeiert wird, gerät nicht nur das zerbrechliche Gleichgewicht ihrer Freundschaft in größte Gefahr, sondern auch Johannes' Leben.
Leseprobe:
Sterbend schleppe ich mich die Otto-Suhr-Allee entlang zurück nach Hause. Bloß nicht darüber nachdenken, dass von diesen wundervollen 1200 Euro nur noch Schulden übrig geblieben sind. Zu Hause hole ich die letzte Flasche Bier aus dem Kühlschrank und trinke sie in einem Zug leer. »Johannes, es ist doch nur Geld«, sagt Cosmo später mit einem mitleidig-besorgten Gesichtsausdruck. »Warum geht dir das so nahe? Du kannst es nicht essen, du kannst es nicht ficken, du kannst es nicht rauchen - was ist denn so Besonderes an Geld?« Ich könnte schreien vor Verzweiflung. »Es gibt mir Sicherheit«, sage ich, um Beherrschung ringend. »Und ich wollte etwas davon kaufen, was mein Leben angenehmer gemacht hätte.« Cosmo zieht die Augenbrauen hoch. »Eine Bettdecke und ein Kleiderschrank für mich hätten dein Leben angenehmer gemacht?« »Ich weiß nicht«, flüstere ich kraftlos. »Aber deins jedenfalls.« »Du bist wirklich süß«, sagt Cosmo nach einer Pause gerührt. T. A. Wegberg