'Joseph Roths Flucht und Ende sollte als eines der großen Freundschaftsbücher der deutschen Literatur gelten', hieß es in der Frankfurter Rundschau nach Erscheinen des ersten Bandes der Morgenstern-Gesamtausgabe. Vor dem Hintergrund der Europäischen Katastrophen zeichnet Morgenstern ein sehr persönliches Bild seiner Freundschaft zu Joseph Roth. Das Buch setzt um 1909 im damaligen Lemberg ein und endet 1939 mit Roths Begräbnis in Paris. Ihre Freundschaft hatte eine wechselvolle Geschichte. Sie verdüsterte sich in den letzten Jahren durch Roths wachsende Alkoholabhängigkeit, zumal unter den Bedingungen des Exils. Der gemeinsamen letzten Zeit in einem kleinen Hotel im Pariser Exil ist der Hauptteil des Buches gewidmet, das den Zeitgenossen und Freund Joseph Roth in seinem eigentümlichen Charme wie in seiner inneren Zerrissenheit auf bewegende Weise vor Augen stellt.
Soma Morgenstern wurde 1890 in einem ostgalizischen Dorf bei Tarnopol am Sereth geboren und wuchs mit zwei Brüdern und zwei Schwestern in dieser Gegend auf. Die Umgangssprachen Ostgaliziens waren Polnisch und Ukrainisch, in Morgensterns tiefgläubiger Familie wurde jiddisch gesprochen, der Vater sorgte schon vor der Schulzeit dafür, dass seine Kinder deutsch lernten. 1912 nahm Morgenstern das Jurastudium an der Wiener Universität auf. In dieser Zeit begann die Freundschaft mit Joseph Roth. Nach der Unterbrechung durch Kriegsdienst an der Ost- und Südostfront beendete Morgenstern sein Studium in Wien 1921 mit der Promotion. Ab 1927 arbeitete er für die »Frankfurter Zeitung« als Kulturkorrespondent in Wien. Hier hatte er sich zuvor schon mit Alban Berg angefreundet. Bald heiratete er, und ein Sohn wurde geboren. Durch die Arier-Bestimmung des NS-Schriftleitergesetzes verlor Morgenstern seine Stelle bei der »Frankfurter Zeitung«. Am Tage des »Anschlusses« Österreichs an Nazideutschland flüchtete er nach Paris. Im Pariser Exil lebte Morgenstern in einem kleinen Hotel über ein Jahr lang gemeinsam mit Joseph Roth. Morgensterns lange vorbereitete Einreise in die USA verzögerte sich immer wieder durch die geltenden Quota-Regelungen. Bei Kriegsbeginn wurde er verhaftet und interniert, konnte aber nach Südfrankreich entkommen und sich schließlich nach New York retten. Nachdem er 1946 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, konnten Frau und Sohn endlich aus Dänemark nachkommen. 1976 starb Soma Morgenstern in New York. Zu Klampen veröffentlichte von ihm: »In einer anderen Zeit« (1995), »Der Sohn des verlorenen Sohnes« (1996), »Idyll im Exil« (1996), »Das Vermächtnis des verlorenen Sohnes« (1996), »Die Blutsäule« (1997), »Flucht in Frankreich« (1998), »Der Tod ist ein Flop« (1999), »Dramen. Feuilletons. Fragmente« (2000), »Kritiken. Berichte. Tagebücher« (2001), seine »Werke in Einzelbänden« (2001), »Joseph Roths Flucht und Ende« (2006) und »Alban Berg und seine Idole« (2009). Schulte, IngolfGeboren in Hamburg, lebt in der Nähe von Frankfurt. Arbeit im graphischen Gewerbe; literarische und philosophische Studien; Lehrtätigkeit im Bereich der Philosophie. Ingolf Schulte ist Herausgeber der Soma Morgenstern Edition im zu Klampen Verlag. Darin erschienen: »In einer anderen Zeit« (1995), »Der Sohn des verlorenen Sohnes« (1996), »Idyll im Exil« (1996), »Das Vermächtnis des verlorenen Sohnes« (1996), »Die Blutsäule« (1997), »Flucht in Frankreich« (1998), »Der Tod ist ein Flop« (1999), »Dramen. Feuilletons. Fragmente« (2000), »Kritiken. Berichte. Tagebücher« (2001), Morgensterns gesamte »Werke in Einzelbänden« (2001), »Joseph Roths Flucht und Ende« (2006) und »Alban Berg und seine Idole« (2009).
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