Von Frauen und Städten - Deutsche Erstausgabe
Verlag | Edition Nautilus |
Auflage | 2006 |
Seiten | 128 |
Format | 13,4 x 21,5 x 1,8 cm |
Gewicht | 235 g |
ISBN-10 | 3894014776 |
ISBN-13 | 9783894014773 |
Bestell-Nr | 89401477A |
Zwei Jahre lang, von Juni 1990 bis zum August 1992, schrieb Etel Adnan, die libanesische Künstlerin und Weltbürgerin, dem im Pariser Exil lebenden Journalisten und Herausgeber Fawwaz. Er hatte sie um einen Essay über Feminismus gebeten, stattdessen schrieb sie ihm Briefe: aus Barcelona, von der griechischen Insel Skopelos, aus Murcia, Amsterdam, Berlin, Rom und Beirut. Sie schrieb ihm über das Leben der Frauen in Europa, in den europäischen Städten, und stellte dem das Leben der Frauen in der arabischen Welt gegenüber. Sie schrieb, wie sie reiste: umherschweifend, spazierend, beobachtend und frei denkend. Ihre Beobachtungen sind genau und zärtlich, mit einer besonderen Gabe, das Typische im Detail zu entdecken. Das Zentrum ihrer Briefe ist das Mittelmeer, und ihr zentraler Bezugspunkt ist Beirut. Immer wieder vergleicht sie die »arabische« und die »westliche« Kultur, versucht, den Strudel des arabischen Orients, aus dem sie selbst stammt, zu fassen zu bekommen, der durch die jüngs ten Kriege zerstört wurde. Die neun Briefe setzen mosaikartig ein Bild des Mittelmeerraums zusammen, wie es nur von einer Frau mit Etel Adnans Sensibilität gezeichnet werden kann. Eine anregende Reiselektüre von unterwegs für unterwegs.»Etel Adnan ist eine der großen Poetinnen unserer Zeit und eine wunderbare visuelle Künstlerin. Sie bildet die Brücke zwischen Poesie und Malerei.« Hans Ulrich Obrist»Etel Adnans Neugier ist grenzenlos und ihre Lust auf das Leben ansteckend und immer wieder überraschend.« Corinna Harfouch
Leseprobe:
Aix-en-Provence, Montag, 23. Juli 1990Lieber Fawwaz, nach Barcelona bin ich nun in Aix. Ich folgte der Versuchung, die mir ein Plakat für eine Cézanne-Ausstellung zum Sainte-Victoire bereitete: Gemälde und Aquarelle, ausschließlich von dem Berg!Ich war einige Male in der Provence und kenne sie recht gut, aber in Aix war ich nie. Welch eine Schande!Die Stadt entzückt mich auf den ersten Blick. Ihr Licht. Ihr Licht. Ein Licht, das dem von Baalbek gleicht. Goldene Steine, nicht die der libanesischen Berge, sie sind härter und etwas heller, sondern Steine wie im Bekaa-Tal und in Damaskus: massiv, auch wenn sie brüchig wirken, als hätten sie sich hinter ihre ebenen, schimmernden Oberflächen zurückgezogen, fast lebendig und doch unerreichbar. Auch in einigen Gegenden Ägyptens findet man dieses goldene Licht.