Ennio Empfindlich
Verlag | kwasi verlag |
Alter | ab 6 Jahre |
Auflage | 2022 |
Seiten | 96 |
Format | 16,0 x 1,2 x 21,9 cm |
Gewicht | 269 g |
Reihe | insBesondere Kinder 2 |
ISBN-10 | 3906183327 |
ISBN-13 | 9783906183329 |
Bestell-Nr | 90618332A |
Der achtjährige Ennio ist viel zu empfindlich - sagt sein Vater. Ennio findet sich genau richtig. Aber er versteht nicht, wieso sich alles ändern muss. Der Umzug aufs Land ist ihm schon zu viel, nun stinkt auch noch das neue Haus nach Fisch, sein Zimmer ist so kahl wie der Warteraum bei der Zahnärztin, und vor allem hat er sein Piratenbett nicht mehr!Als auch noch das neue Nachbarsmädchen bei ihm klingelt, geht alles so richtig schief. Hätte Papa nur nicht von ihm verlangt, dass er mit dieser Kalila spielt. Dann wäre ihr blauer Drache nicht gestohlen worden, und er wäre nicht den lauten Jungs begegnet. Kein Wunder, dass er sich in sein Zimmer zurückzieht und heult. Dummerweise ist er aber der Einzige, der die Sache wieder geradebiegen kann - wenn er es schafft, über sich selbst hinauszuwachsen.
Leseprobe:
Alles falschEnnio schnuppert. Es stinkt nach altem Fisch.»Das ist die Farbe«, sagt Papa und lacht. »Gestern waren die Malerinnen da und haben alle Wände neu gestrichen.« Ob Maler da waren oder nicht, ist Ennio egal. Was ihm nicht egal ist: In einem fremden Haus wohnen, das nach Fisch riecht. Und in dem es keine richtigen Möbel gibt, dafür jede Menge Schachteln. Die Schackteln sind an der Wand gestapelt und jede hat einen Kleber: Keller, Schlafzimmer, Küche, Atelier. Das Haus ist groß. Ganz anders als ihre Wohnung in der Stadt. Dort gab es ein Zimmer für Ennio und eins für Mama und Papa. Dann die Küche und das Wohnzimmer. Hier gibt es so viele Zimmer, dass Ennio nicht einmal Lust hat, sie zu zählen. Außerdem eine Treppe. Eine Treppe in der Wohnung drin! Sie führt zu den Schlafzimmern, sagt Mama.»Wo wohnen denn die anderen?«, fragt Ennio. Zu Hause, da hat die Treppe zu den anderen Wohnungen geführt. Zu der von der alten Frau Kretz zum Beispiel, die immer geschimpft hat, weil sie tra urig und alleine war. »Unsere Nachbarn?«, fragt Mama. »Nebenan. Hast du die Häuser nicht gesehen? Weißt du was? Ich glaube, da wohnen auch Kinder. Mit denen kannst du von nun an spielen.«Ennio nickt tapfer. Dabei bekommt er nur schon beim Gedanken an fremde Kinder Bauchweh. Andere Kinder wollen immer in großen Gruppen spielen und sich balgen. Ennio malt lieber mit Kreide auf die Straße. Dafür braucht er niemanden sonst. »Komm, wir bauen dein Bett zusammen«, meint Papa. »Ich zeig dir dein Zimmer. Mach die Augen zu, es ist eine Überraschung.«Ennio mag keine Überraschung. Überraschungen sind nichts weiter als Veränderungen. Ennio mag es, wenn alles wie immer ist. Aber Papa macht sein fröhliches Bärengesicht. Als ob er gleich einen ganzen Topf Honig ausschlecken dürfte. Das hat er zu Hause nur noch selten gemacht. Darum versucht Ennio zu lächeln und stolpert folgsam mit geschlossenen Augen an Papas Hand die Treppe hinauf. Es geht geradeaus und um die Ecke. Papa stellt sich hinter ihn und legt ihm die Hand auf die Augen. Dann ruft er: »Eins, zwei, simsalabei«, und zieht die Hand weg.Ennio schlägt die Augen auf. Das Zimmer ist groß und weiß. Es sieht aus wie bei der Zahnärztin. Schachteln stehen an der Wand. Darauf steht sein Name.Ennio schluckt. Wenn es schon wegen der Farbe nach Fisch stinkt, warum sind dann die Wände nicht grün? Sein altes Zimmer hatte grüne Wände, und in der Ecke stand sein Piratenbett. Und es gab ein Fenster. Das neue Zimmer hat kein Fenster. Stattdessen eine Glastür, die auf einen Balkon führt. Papa macht sie gerade auf. »... und das Beste«, sagt er, »schau hier! Du hast eine eigene Treppe in den Garten!«Ennio kämpft gegen die Tränen an. Er will keine Treppe in den Garten haben und auch keine Fenstertür. Sein Piratenbett soll hier stehen. Das hat Ennio schon, seit er klein war. Unten drin gibt es ein geheimes Versteck. Das ist sein Lieblingsplatz. Dort hat er alle seine Schätze versteckt. Auch seine Pilotenlampe mit den verschiedenen Farbe n.»Und hier ist dein Bett«, sagt Papa. Er zeigt auf lange Pappschachteln. »Ich habe es extra für dich gekauft - als Geschenk zum neuen Haus!«Ennio erstarrt. »Ein neues Bett?« Das meint Papa doch nicht ernst? Das kann nicht sein. Bestimmt ist es nur ein Dafür bist du doch schon seit einer Weile zu groß«, sagt Papa. »Jetzt bist du ein junger Mann und brauchst kein Kinderbett mehr. Du kannst das Neue selbst zusammenbauen, ich zeig dir, wie das geht.«Ennio ist acht Jahre alt, und das Piratenbett ist genau richtig für ihn. Auch wenn er das Steuerrad schon lange nicht mehr benutzt. »Was hast du mit meinem Piratenbett gemacht?«, fragt er, und die Tränen klumpen sich zu einem dicken Kloß in seiner Kehle zusammen. »Was ich damit gemacht habe?«, fragt Papa, als hätte er nicht verstanden.»Wo ist mein Bett?!«»Das habe ich fortgegeben«, sagt Papa, »du hast ja jetzt das Neue. Schau, hier ist die Bauanleitung. Zuerst brauchen wir einen Schraubenzieher.«Aber Ennio will nicht. Er will sein Bett