Verlag | mairisch Verlag |
Auflage | 2016 |
Seiten | 288 |
Format | 15,6 x 21,2 x 2,4 cm |
Gewicht | 516 g |
ISBN-10 | 3938539402 |
ISBN-13 | 9783938539408 |
Bestell-Nr | 93853940A |
"Ladies and gentlemen, please welcome: The big Glander!"
Der junge Künstler Gustav Glander wird im New York der 1990er-Jahre zum Star der Eat-Art-Bewegung. Seine kulinarisch geprägten Arbeiten und Aktionen sind spektakuläre Inszenierungen und treffen den Nerv der Zeit, Kritiker und Sammler stürzen sich auf die Werke des schweigsamen Deutschen. Doch der Erfolg bereitet ihm Unbehagen. Nach einem Flug in die Heimat verschwindet Glander. Spurlos.
Zwölf Jahre später: Ein Restaurant in Hamburg. Es herrscht Hochbetrieb in Küche und Service. Im Speiseraum sitzt auch der bekannte Kunstkritiker Gerd Möninghaus. Dem kommt einer der anderen Gäste seltsam bekannt vor. Zu spät fällt Möninghaus ein: War das etwa Glander? Als kurze Zeit später bislang unbekannte Skizzen des verschollenen Künstlers in der Redaktion auftauchen, beginnt der engagierte Journalist zu recherchieren. Seine Suche führt ihn von Hamburg nach New York, nach St. Moritz, an den Bodensee und ins Allgäu - und er macht dabei eine überraschende Entdeckung.
Stevan Paul geht in seinem ersten Roman "Der große Glander" der Frage nach, was Essen zur Kunst macht. Er erzählt von der Liebe, vom Heimkommen und von der Freiheit, sich immer wieder selbst neu erfinden zu können. Herausgekommen ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Sorgfalt und das Authentische, eine Liebeserklärung ans Kochen - und ein großer Spaß.
Leseprobe:
Der Radiowecker erwachte zuerst: It s a beautiful morning, New York City! And here we have The Fugees, killing us softly with their song! Die Stimme von Lauryn Hill strich sanft über Glanders Bettlaken, auf das die Morgensonne bereits einen breiten Streifen warmes Licht geworfen hatte. Glander reckte sich, one time, two time, schlug das Laken beiseite und wischte sich den Schlaf aus den Augen. Das Hängen der Bilder hatte bis tief in die Nacht gedauert, ein schier endloses Gefrickel mit Leinwänden, Nylonschnüren, Haken, Nägeln und Ösen, jetzt hingen die Bilder im Deli, die allermeisten sogar gerade. Glander zupfte eine Jeans aus dem Wäscheberg neben dem Waschbecken, schaufelte sich kaltes Wasser ins Gesicht und steckte einen Kaugummi in den Mund, durch das geöffnete Fenster hörte er die schnarrende Hupe von Tads Auto. Glander schob das Fenster noch etwas weiter nach oben, zwängte sich durch die Öffnung und sah hinunter. Tad stand neben dem Fiat, er winkte mit der rechten Hand, die linke war im Wageninneren verschwunden und betätigte ausdauernd die Hupe.
"Pssst! Hey! Eine Minute, Tad! Geh rüber ins Kaffee und trink einen Espresso, bin gleich da", rief Glander, und zeigte dabei zum italienischen Coffeeshop auf der anderen Seite, aus dem eben Robert de Niro trat, umständlich ein Chiabattabrötchen mit Mozzarella aus der braunen Papiertüte befreite, herzhaft hineinbiss und mit zusammengezogenen Augenbrauen kaute. De Niro blickte deutlich missbilligend hinüber zum roten Fiat, dessen Hupe Tad immer noch ohrenerweichend schnarren ließ. Glander erstarrte. Da drüben stand Robert de Niro. Das war wirklich Robert de Niro. Robert de Niro aß ein italienisches Sandwich vor seiner Haustür.