Verlag | Satyr Verlag |
Auflage | 2014 |
Seiten | 176 |
Format | 12,5 x 19,2 x 1,3 cm |
Gewicht | 175 g |
ISBN-10 | 3944035275 |
ISBN-13 | 9783944035277 |
Bestell-Nr | 94403527A |
'Guten Tag, mein Name ist Charlotte Niesguth, ich bin unter vierzig und sehe dem Ende entgegen.' Pubertierende Teenager, tanzwütige Senioren, persönlich adressierte Treppenlift-Reklame. Plötzlich stürzt das Alter von allen Seiten auf Charlotte Niesguth zu. Dabei ist sie doch erst Ende dreißig und hatte mit dem Älterwerden keine Probleme. Dachte sie. Mit einem Mal tun sich für Charlotte ganz neue Fragen auf: Was passiert, wenn man seine Schuhgröße überholt? Bis wann wird man älter, und ab wann ist man alt? Und wer merkt's zuerst? Kinderlos in der Patchworkfamilie, selbstständig als Mädchen für alles und unverheiratet in einer festen Beziehung stolpert Charlotte durch ihr Leben zwischen Postpubertät und Altersstarrsinn. Die Kölner Kabarettistin und Autorin Dagmar Schönleber begibt sich in ihrem episodischen Roman auf eine unterhaltsame Gratwanderung zwischen jung und alt, Komik und Melancholie, Dope und Doppelherz.
Leseprobe:
1)Mein Name ist Charlotte Niesguth, ich bin unter vierzig und sehe dem Ende entgegen. Nicht meinem persönlichen Ende, sondern dem Ende der Dreißigerjahre. Meiner Dreißigerjahre, nix von wegen Hitler oder so. Und nein, keine Angst, ich bin auch nicht in der Midlife-Crisis, die ich durch Makramee-Kurse an der Volkshochschule und peinliche Auftritte mit selbst verfasster melancholischer Lyrik zu überwinden versuche. Noch nicht jedenfalls. Bis vor Kurzem habe ich auch nicht im Traum daran gedacht, über mein Alter nachzudenken, warum auch?Die Zeit ist eine merkwürdige Veranstaltung: Sie vergeht, man spürt es auch, doch irgendwie kommt der Kopf nicht hinterher. Das ist wie ein Langstreckenflug von Paderborn nach Phnom Penh: Man fliegt in der Einöde los, guckt auf dem Weg ein paar mittelgute Filme zur Ablenkung oder liest im Reiseführer Kambodscha, während man gar nicht richtig mitkriegt, was man alles überfliegt, und findet sich plötzlich mit Jetlag Heuschrecken essend in einem völlig a nderen Kulturkreis wieder, während man noch den Geschmack von Paderborner Landbrot auf der Zunge hat.2)'Sag mal, hast du eigentlich Ulrike mal in letzter Zeit gesehen?', fragt Josie. 'Die hat jetzt die Haare kurz, mit so 'ner Tolle, so wie Pink, aber in dunkelrot. Krass!'Ich seufze abgrundtief bei dem Gedanken an einen der langweiligsten Abende meines Lebens.'Ehrlich? Ich habe sie eine ganze Weile nicht gesehen, zuletzt auf ihrem vierzigsten Geburtstag, und der war wie eine Nahtod-Erfahrung, ohne dass man stirbt.'