Die Tyrannei der Arbeit - Wie wir die Herrschaft über unser Leben zurückgewinnen
Verlag | Sefa Verlag |
Auflage | 2017 |
Seiten | 296 |
Format | 11,9 x 19,1 x 1,9 cm |
Gewicht | 253 g |
ISBN-10 | 3945090490 |
ISBN-13 | 9783945090497 |
Bestell-Nr | 94509049A |
Arbeit bestimmt unser ganzes Dasein. Aber warum hat es die Arbeit so leicht, sich in unserem Leben so unverschämt breitzumachen? Warum lassen wir es zu, dass unser eigener Plan vom Glück an die Wand gedrückt wird? Warum sitzen wir der Wahnvorstellung auf, dass es Glück, Erfüllung und Anerkennung nur über Arbeit gibt?Die Glaubensgewissheiten der Leistungsgesellschaft sind inzwischen so fest in die Hirne einbetoniert, dass wir sie bedenkenlos an unsere Kinder weitergeben: Ihr Spiel soll sinnvoll sein, wir »fördern« sie und merken gar nicht, dass wir ihnen ihre Kindheit nehmen, indem wir sie zu Hoffnungsträgern auf dem Arbeitsmarkt machen. Auf kluge, raffinierte Art hinterfragt Ulrich Renz die Ideologie der Arbeit - ein genussvoller Erkenntnisgewinn, eine leidenschaftliche Gesellschaftskritik. Aber auch ein Anstoß, das eigene Leben zu überdenken: Renz macht Mut und Lust zu einem Rendezvous mit den eigenen Träumen.
Leseprobe:
Vorwort: Das Leben, die Arbeit und die TräumeEin Buch gegen die Arbeit? Zwar ist der Autor hoffnungsloser Romantiker und Freund von Utopien. Aber er ist nicht doof. Er weiß, dass wir alle von unserer Hände Arbeit leben, als Einzelne wie als Gesellschaft. Wir brauchen Schulen, Wasserwerke und Krankenhäuser - und damit auch Steuerzahler und Finanzbeamte. Wer meint, es würde uns besser gehen, wenn wir uns alle von der Arbeit möglichst fernhielten, hat noch nie mit Sozialarbeitern oder Jugendrichtern gesprochen, für deren jugendliche Klientel ein Arbeits- oder Ausbildungsplatz oft genug der letzte Strohhalm ist.Nein, dieses Buch ist keine Kritik der Arbeit. Es ist eine Kritik an der Tyrannei, zu der sie sich über unser Leben aufgeschwungen hat. Eine Kritik an der Fantasielosigkeit, die unsere Gesellschaft infiziert hat, sodass sie sich ein Leben jenseits der Arbeit gar nicht mehr ausmalen kann. Die sich keine Pause gönnen kann, weil sie Angst hat, das Rad könnte stehenbleiben. Die Sch ulden machen muss, damit es ja nicht aufhört, sich zu drehen. Eine Gesellschaft, die gar nicht mehr fragt, ob hinter dem rasenden Schaffensdrang in Wirklichkeit nicht Selbstaufgabe steht - die Kapitulation vor der Leere, die sie nicht mehr anders ausfüllen kann als durch einen immer hektischeren Warenausstoß. Dieses Buch erscheint genau zwölf Jahre nach dem Buch Die Kunst, weniger zu arbeiten, das ich zusammen mit Axel Braig verfasst habe (Berlin Verlag, 2001 ¬ Diejenigen, die das Buch kennen, werden dort, wo es um die geschichtliche Entwicklung der Arbeitsgesellschaft geht, das eine oder andere Déjà-vu erleben. Aber ansonsten hat sich das vorliegende Werk von dem Vorgänger grundlegend emanzipiert). Seither ist die Frage noch brisanter geworden, welchen Platz wir der Arbeit in unserem Leben zuweisen wollen. Denn in den letzten Jahren sind wir Zeugen eines atemberaubenden Wandels geworden, der in mancherlei Hinsicht die Qualität einer Zeitenwende hat. Es wird deshalb in diesem Buch die Rede sein von dem neuen verführerischen Klang, den Arbeit bekommen hat - zumindest für diejenigen, die Qualitäten vorweisen können, die in der modernisierten Globalwirtschaft unserer Zeit hoch im Kurs stehen. Deren Besitzer können sich vor Arbeit gar nicht mehr retten - und wollen es oft auch gar nicht mehr, weil ihr Arbeitsplatz längst zum besseren Zuhause geworden ist. Es wird aber auch von den Verlierern die Rede sein, der wachsenden Schar an billigen "Servicekräften", deren Arbeitsverhältnisse immer mehr denen der Dienstboten des 19. Jahrhunderts ähneln.Es wird die Rede sein von den neuen Kirchen, als die sich globale Unternehmen zunehmend gerieren, indem sie ihren Mitarbeitern das Wir-Gefühl einer gemeinsamen "Mission" vermitteln, mehr noch: einen höheren Daseinszweck, ja, eine spirituelle Heimat.Es wird die Rede sein vom unaufhaltsamen (Sie haben richtig gelesen!) Aufstieg der Frauen in der postindustriellen Arbeitswelt und davon, dass der Bedarf der Wirtschaft immer ra dikaler auch den Lebensbereich verändert, den wir einmal als unsere ganz private Angelegenheit angesehen hatten: unsere Familie. Die Rede wird auch sein von den Leistungsträgern unserer Gesellschaft - deren Leistung aber allzu oft mehr in ihrer effizienten Selbstvermarktung liegt als im Kampf mit echten Lebensproblemen oder der Verwirklichung von Idealen (mit denen viele durchaus einmal gestartet sind). Wenn die Welt von Krise zu Krise taumelt, dann geht das auch auf das Konto unserer von Boni und Aktienoptionen aufgeputschten Eliten. Unsere "Macher" sind unsere Krisenmacher.Auch deshalb lade ich zu einem neuen Blick auf das Thema Arbeit ein. Unsere Gesellschaft kann noch eine ganze Menge Unproduktive, Aussteiger, (Lebens-)Künstler, Privatgelehrte, Freaks, Gelegenheitsjobber, Langzeitstudenten, Globetrotter, Rumtreiber, Hausfrauen und Hausmänner, Privatiers, Hippies, Punker, Spontis und sonstige Minderleister vertragen, aber nur wenig mehr hyperaktive "Leistun