Verlag | belleville |
Auflage | 2021 |
Seiten | 48 |
Format | 25,1 x 0,5 x 27,9 cm |
Gewicht | 295 g |
ISBN-10 | 3946875130 |
ISBN-13 | 9783946875130 |
Bestell-Nr | 94687513A |
Am 8. Oktober 1972, dem letzten Tag der dokumenta V in Kassel, trat Joseph Beuys um 15.00 Uhr geben Abraham David Christian zu einem "boxkampf für direkte demokratie durch volksabstimmung" an. Der Kampf fand um 15.00 Uhr in einem Ring im "DenkRaum" von Ben Vautier im Fridericianum statt. Schiedsrichter war der Düsseldorfer Polizist und Bildhauer Anatol Herzfeld. Beuys gewann den Kampf nach drei Runden durch Punktsieg. In diesem Buch sind 40 Bilder des Boxkampfs und ein Bild von der Außenansicht des Museums Fridericianum zu sehen, mit der Oase Nr. 7 von Haus RuckerCo. Im Oktober 1972 war ich Oberstufenschüler des Fichtegymnasiums in Krefeld, dessen Kunstmuseum durch den Direktor Paul Wember Deutschlandweit für seine moderne Kunstsammlung bekannt war. Für das Museum hatte ich zuvor immer wieder Fotoreportagen von Kunstaktionen und Ausstellungs-Aufbauten und Eröffnungen gemacht. Deshalb durfte ich - was eine besondere Ausnahme war - während der regulären Unterrichtszeit für eine Woch e nach Kassel zur dokumenta fahren. Auf der dokumenta habe ich ungefähr 1540 Fotos auf 44 Filmen gemacht, was für die damalige Zeit eine ganze Menge war. Ich hatte eine Leica M4 mit einem 3.4/21mm Super Angulon Objektiv (zu mehr hatte das gesparte Taschengeld nicht gereicht). Das Objektiv war damals ein Extrem-Bildwinkel und konnte gut Räume erfassen und Überblick verschaffen, zwang aber zu einer »Nahran Strategie« wenn Personen ins Spiel kamen. Am Ende des Boxkampfes bin ich hemmungslos vor Begeisterung in den Ring gestiegen, wahrscheinlich zum Entsetzen aller Foto- und Filmkollegen und habe so Bilder auf Augenhöhe machen können. Da auch ein Filmteam anwesend war, hatte man den Boxring notdürftig mit Nitraphot Lampen ausgeleuchtet. Für den 400ASA TriX Film war die Beleuchtungsstärke bei Blende 3.4 gerade so ausreichend für 1/30 oder 1/15 Sekunde, aber nicht kurz genug für schelle Bewegungen; deshalb kommt es oft zu den Wischeffekten. Instinktiv hatte ich mich vor dem Boxkampf auf die Seite der Filmleute geschlagen und damit die beste Position am Ring gefunden, eine Glückssache. Auf den Bildern sind einige bekannte Leute zu sehen, so der Düsseldorfer Werbefilmer und Fotograf Charles Wilp (Seite 10 mit Mundschutz und Plastiktüte) der auch zu den ausgestellten Künstlern gehörte, Beuys Schüler Johannes Stüttgen (links Seite 40) der Fotograf Timm Rautert (Seite 5 rechts mit Kamera). Fotograf Michael Ruetz vom Stern hatte eine erhöhte Position hinter mir, dafür aber immer die Seile des Rings im Bild.