"Die Lederjacke ist eine Ergänzung der Haut, eine Art Versiegelung, sie ist der erste Schutz gegen eine grausame Welt." So ein Kritiker nach der Lektüre von lederjackenwetter, dem zweiten Gedichtband der noch jungen isländischen Schriftstellerin Friða Ísberg. Mit großer Gegenwärtigkeit erinnert das lyrische Ich Bilder und Begebenheiten aus der Kindheit und Jugend eines Mädchens, begleitet sein Heranwachsen und das von Unsicherheit geprägte Jetztsein als junge Frau, einer Frau, die zwischen Selbstinszenierung und existenzieller Angst nach der Wahrheit über und für sich selbst sucht. Friða Ísberg ist mit lederjackenwetter ein eindringliches Plädoyer für Achtsamkeit zwischen den Menschen gelungen - und das mit einer Stimme, mit der man auch weiterhin rechnen darf: wunderbar poetisch und überzeugend frisch.
Ísberg, FridaFriða Ísberg, geboren 1992, besuchte das Hamrahlíð-Gymnasium in Reykjavík / Island und beendete ihr anschließendes Studium an der Universität von Island mit einem Examen in Philosophie und einem Master in Kreatives Schreiben. Die Autorin, deren Arbeiten in verschiedenen Publikationen erschienen sind, ist Mitglied des aus sechs Autorinnen bestehenden Poesie-Kollektivs Svikaskáld / Betrügerische Dichterinnen und schreibt gelegentlich Rezensionen für das britische Literaturmagazin The Times Literary Supplement. Nach dem Gedichtband Slitförin / Verschleißspuren (2017) und der Kurzgeschichtensammlung Kláði / Jucken (2018, nominiert für den Literaturpreis des Nordischen Rats 2020) ist leðurjakkaveður / lederjackenwetter (2019) neben Veröffentlichungen in Anthologien des Poesiekollektivs Svikaskáld / Betrügerische Dichterinnen ihr drittes Buch. Erstmals wird hiermit ein Werk der Autorin, die für ihre Arbeit bislang u.a. mit dem Literaturpreis des isländischen Buchhandels und dem Nýræktarstyrk, einem Stipendium des Zentrums für isländische Literatur (Miðstöð íslenskra bókmennta) für neue Stimmen, ausgezeichnet wurde, in deutscher Übertragung vorgestellt. Wolfgang Schiffer, geb. 1946 in Nettetal-Lobberich, lebt in Köln und Prag; studierte Philosophie, Literatur- und Theaterwissenschaften in Köln; ehemaliger Leiter der Programmgruppe Hörspiel und Feature im WDR; Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber. Veröffentlichungen: neben eigenen Hörspiel-, Theater-, Prosa- und Lyrikpublikationen mehrere Herausgaben und Mit-Herausgaben u. a. von Anthologien zeitgenössischer isländischer Literatur sowie Mit-Übersetzungen von Auswahlbänden einzelner isländischer Lyriker (z. B. Stefán Hörður Grímsson, Snorri Hjartarson, Jón úr Vör); mehrere Preise und Auszeichnungen, u. a. 1991 Ritterkreuz des Isländischen Falkenordens und 1994 Isländischer Kulturpreis für seine Verdienste um die Vermittlung isländischer Literatur und Kultur. In Zusammenarbeit mit Jón Thor Gíslason erschienen in deutschsprachiger Übertragung im ELIF VERLAG bislang die Gedichtbände Denen zum Trost, die sich in ihrer Gegenwart nicht finden können von Ragnar Hel gi Ólafsson (2017), Freiheit (2018) und das kleingedruckte von Linda Vilhjálmsdóttir (2021), Gedichte erinnern eine Stimme von Sigurður Pálsson (2019 / Hotlist 2019) sowie 2020 der Story-Band Handbuch des Erinnerns und Vergessens von Ragnar Helgi Ólafsson.
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