Diesseits von Gut und Böse - Briefe, Tagebücher, Prosa
Verlag | Matthes & Seitz Berlin |
Auflage | 2019 |
Seiten | 1259 |
Format | 15,3 x 22,9 x 7,3 cm |
Gewicht | 1520 g |
Übersetzer | Alexander Pschera |
ISBN-10 | 395757692X |
ISBN-13 | 9783957576927 |
Bestell-Nr | 95757692A |
Keiner erhob seine Stimme um die Jahrhundertwende so laut, grundsätzlich und genial wie dieser wütende, schnaubende, angriffslustige Katholik - eine der Schlüsselfiguren der Moderne. Sein Leben war ein einziger Kreuzweg aus Armut, Verachtung und Krankheit, und umso radikaler seine Forderung nach striktem Gehorsam im Dienst der Sache Gottes. Die Bedingungslosigkeit seiner Überzeugung und die Tiefe seiner Einlassungen machen diesen Ausnahmeliteraten zum schwarzen Kontrapunkt im bunten Treiben des Fin de Siècle und zeigen ihn als ewigen Unzeitgemäßen. Dem deutschen Leser war Léon Bloy bislang nur durch vereinzelte Ausgaben von Prosabänden zugänglich. Mit der vorliegenden thematisch geordneten Ausgabe wird erstmals der ganze Bloy in seiner gedanklichen Schärfe und tragischen Genialität sichtbar. Zahlreiche historische Illustrationen ergänzen dieses Standardwerk und machen es zu einem monströsen, in die Gegenwart irrlichternden Epochenkommentar.
Leseprobe:
»Die 300 000 Köpfe des Bürgers Marat haben mir nicht genügt, und die Brandstiftung hätte umsonst um meine Stimme angehalten. Die niedrigste demokratische Gleichheit musste in meinen Augen ein solches soziales Niveau hervorbringen, das es unter der Sonne der Schlammigen und Verfaulenden noch nie gegeben hat. Jede Form der Überlegenheit, musste einstürzen und verrecken in der Kloake der endgültigen Promiskuität, deren Durchbruch die waghalsigsten Utopisten der revolutionären Verbrüderung nicht zu träumen gewagt hatten.«
Léon Bloy
Rezension:
Die Beschäftigung mit Bloy lohnt sich unbedingt, und zwar weil er eben kein reaktionärer Dunkelmann gewesen ist! Es ging ihm gerade nicht um die Wiederherstellung vormoderner Verhältnisse. Bloy war ein Revolutionär; nichts verachtete er so sehr wie das verbürgerlichte Christentum. (...) Immer wieder erleben wir uns selbst staunend, betroffen und gebannt von der Tiefe und leuchtenden Kraft seiner Gedanken und seines Glaubens. Olaf Schmidt Der Sonntag 20200517