Spektrum Spezial BMH 2/2024 - Vögel - Gefiederte Vielfalt
Verlag | Spektrum der Wissenschaft |
Auflage | 2024 |
Format | 21,0 x 0,5 x 28,0 cm |
Gewicht | 220 g |
Artikeltyp | Sonstiges |
Reihe | Spektrum Spezial - Biologie, Medizin, Hirnforschung 2/2024 |
ISBN-10 | 3958928528 |
EAN | 9783958928527 |
Bestell-Nr | 95892852A |
Sie dürfen sich einer riesigen Fangemeinde rühmen - auf der ganzen Welt beglückt die bunte Vielfalt der Vögel Hobby-Ornithologen. Doch auch Fachleuten haben die Tiere einiges zu bieten: Ihre kognitiven Fähigkeiten sorgen immer wieder für Erstaunen, im Prachtkleid ihres Federkleids verbirgt sich knallharte Mathematik, und ihre Vorfahren, die Dinosaurier, entpuppten sich als fürsorgliche Eltern.
Leseprobe:
Im zarten Alter von vielleicht vier oder fünf Jahren hatte ich meine erste bewusste Begegnung mit der Vogelwelt. An der Fensterscheibe unseres Esszimmers klebte ein Futterhäuschen. Fasziniert beobachtete ich, wie eine Amsel die Käsebröckchen, die meine Mutter dort ausgelegt hatte, mit großem Appetit aufpickte und verschlang. Später hingen in unserem Garten Meisenknödel, an denen sich sogar Spatzen und Stare erprobten und dabei teil- weise akrobatische Kunststücke ausführen mussten, um an die begehrten Leckerbissen zu gelangen. Während meines Biologiestudiums traf ich auf einen ausgezeichneten Lehrer: Gerhard Moll, seines Zeichens Vorsitzender des Ornithologischen Vereins Aachen, brachte uns Studenten mit viel Humor und einer unermesslichen Geduld die Geschöpfe des Himmels näher. Seine Eselsbrücken, mit denen wir lernten, die verschiedenen Vogelstimmen auseinanderzuhalten, klingen mir heute noch im Ohr. Für ihn stand sogar ich als notorischer Langschläfer freiwillig um 5 Uhr auf, u m an seinen Exkursionen teilnehmen zu können. Die gefiederte Vielfalt hat es mir weiterhin angetan - auch wenn ich die Tauben auf unserem Balkon eher lästig finde. Dabei sollte man diese Tiere keineswegs unterschätzen: Wie der Bochumer Biopsychologe Onur Güntürkün in seinem Artikel »Federvieh mit Köpfchen« beschreibt, sind Tauben mit ihrem lediglich zwei Gramm schweren Gehirn schlauer als gedacht und knacken selbst kniffelige Denksportaufgaben. Welche Botschaften sich in den Darbietungen von Fink & Co verbergen, erklärt der US-amerikanische Neurowissenschaftler Adam Fishbein (»Wie Vögel ihren Gesang wahrnehmen«). Und die französische Entwicklungsbiologin Marie Marceau erklärt in »Mathematik des Federkleids«, auf welchen theoretischen Grundlagen die Farb- und Formenfülle im Tierreich beruhen. Es mag überraschen, aber wie wir von Urweltforschern wissen, stellen Vögel nichts anderes als die letzten Überlebenden der Dinosaurier dar. Der Wirbeltierpaläontologe und Vogelexperte Daniel K sepka bringt Ihnen im vorliegenden Heft die Vergangenheit des Federviehs gleich zweimal näher: Im ersten Beitrag der Ausgabe beschreibt er, wie sich das Gehirn ihrer Vorfahren entwickelten, im letzten schildert er den Ursprung des typischen Vogeleis, das die Dinos gleich mehrfach »erfunden« haben. Wenn Sie also beim nächsten Mal den betörenden Flötentönen einer Amsel lauschen, dann sagen Sie sich: »Oh, wie schön singt dieser Dinosaurier!« Viele klangvolle und farbenfrohe Einblicke in die faszinierende Welt der Vögel wünscht Ihnen Ihr Andreas Jahn, Redaktion Spektrum der Wissenschaft.