Verlag | Edition Nautilus |
Auflage | 2021 |
Seiten | 128 |
Format | 14,8 x 1,2 x 21,1 cm |
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur | |
Gewicht | 166 g |
ISBN-10 | 3960542763 |
ISBN-13 | 9783960542766 |
Bestell-Nr | 96054276A |
Die Schweiz, zu Beginn des 20. Jahrhunderts: In jahrhundertelang kaum veränderte bäuerliche Traditionen dringt langsam, aber unaufhaltsam die Moderne ein. Eisenbahnlinien, Telegrafenmasten, Verheißungen von Freiheit. Die alte, demütige Gesellschaft scheint sich nur noch wie Aprilschnee in schattigen Talsenken zu halten - doch der kann hartnäckig sein.
Die Schweiz, zu Beginn des 20. Jahrhunderts: In jahrhundertelang kaum veränderte bäuerliche Traditionen dringt langsam, aber unaufhaltsam die Moderne ein. Eisenbahnlinien, Telegrafenmasten, Verheißungen von Freiheit. Die alte, demütige Gesellschaft scheint sich nur noch wie Aprilschnee in schattigen Talsenken zu halten - doch der kann hartnäckig sein.In kunstvoller Sprache und stimmungsvollen Bildern, die Erwartungen des Lesers immer wieder überraschend, erzählt Flavio Steimann von Albin Gauch. Gauch ist Ermittler bei der Polizeibehörde in einer kleinen Stadt und steht kurz vor dem Ruhestand. Die Angst vor einem tauben Bein plagt ihn, und er zweifelt zunehmend am Sinn seines Tuns. Da wird ein altes, kinderloses Bauernpaar im Wald erschlagen aufgefunden, das Bauernhaus ist durchwühlt, der schwachsinnige Knecht als Zeuge nicht zu gebrauchen, das Dorf weiß von nichts oder schweigt. Nur mithilfe eines Fotos, eines Mantelknopfs und eines gipsernen Schuhabdrucks stellt Gauch dem Mörder nach, unerwartet weit über die Grenzen des heimatlichen Tals hinaus, auf einem Auswandererschiff, das Kurs auf New York genommen hat.Flavio Steimann streift mit seiner Geschichte eines Namenlosen, den der Hunger aus der Heimat und als dann um die halbe Welt treibt, auch die dunklen Seiten der Schweizer Vergangenheit: Armut, Verdingkinder, Rückständigkeit. Ein Roman über die Kunst, in einer Zeit des Umbruchs die richtige Gelegenheit zu ergreifen.
Leseprobe:
'Niemand wusste, dass Gauch, wenn er des Abends allein in der dunklen Küche saß und beim Essen das Knacken seines Kiefers hörte, über die List und die Lust und die Last im Leben eines Menschenjägers sinnierte.'Der Barytabzug zeigte einen ernst dreinblickenden Kindmann von zwölf, vielleicht dreizehn Jahren in einem gerippten, aus grob gewebtem Tuch geschneiderten Anzug, aus dem er auf so schmerzhaft lächerliche Weise herausgewachsen war, dass die knittrigen und ausgebeulten Ärmel und Hosenbeine fast zwei Handbreit vor den Gelenken endeten und ihm, schlaksig und dünnbeinig wie er war, zusammen mit dem weichen Gesicht etwas von einem Fohlen gaben. Der flache Filzhut, die Uhrkette an der winzigen Weste und die viel zu großen, spiegelnd glänzenden und über die Knöchel reichenden Schnürbottinen waren, darüber konnte kein Zweifel bestehen, von Erwachsenen zur Ausstaffierung beigesteuert worden.Der unfrohe, der Linse entflohene und nach Hilfe suchende Blick des Knaben, dem ein drapiertes Mäschchen wie ein großes Insekt unter dem Kinn am Hemd steckte, die in die ärmlich rurale Welt hineingehängte groteske Illusion einer gepinselten Noblesse zeigten diesen jungen Menschen als leichte Beute in einem üblen Spiel, das er so nicht hatte spielen wollen - überlistet und nun in seiner Drangsal gefangen wie der Vogel auf dem Leim.In der angestrengten Sütterlinschrift eines wenig geübten Erwachsenen war auf die Rückseite mit einem harten Bleistift ein einziges Wort geschrieben. Bajass.