Am Wasser das Haus - Eine literarische Ortsbegehung
Verlag | Edition Nautilus |
Auflage | 2025 |
Seiten | 192 |
Format | 12,0 x 1,8 x 21,0 cm |
Gewicht | 294 g |
ISBN-10 | 3960543840 |
ISBN-13 | 9783960543848 |
Bestell-Nr | 96054384A |
Max Liebermann erwirbt zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Stück Baugrund am Ufer des Wannsees und entwirft gemeinsam mit seinem Freund Alfred Lichtwark Haus und Garten - ein Fluchtort vor den Pflichten eines Lebens in der Öffentlichkeit, aber auch ein Ort der Inspiration für zahlreiche Gemälde.Dass sich die Liebermann-Villa im Laufe der Zeit immer wieder verändern wird, ist der Ausgangspunkt dieses literarischen Textes, eines in flüchtigen Bildern und Szenen eingefangenen Ortspanoramas, das sich in vielfältige Gestalten und Stimmen auffächert:Nach dem Tod Liebermanns und der Zwangsveräußerung der Villa wird die großbürgerliche Sommerfrische abgelöst von strammstehenden Mitarbeiterinnen der Reichspost, die in Kriegszeiten zur Erholung ins Grüne geschickt werden. In der Nachkriegszeit wird im vormaligen Atelier der Operationssaal des Städtischen Krankenhauses eingerichtet; in den 1970er Jahren bezieht ein Unterwasser-Club das Gebäude, baut in die Diele ein Aquarium und verbringt im ehemaligen Salon bunte Abende am Bartresen. Und immer wieder folgt auf Trubel erneut Leerstand - bis schließlich ein Kulturverein den Ehrgeiz entwickelt, alles wiederherzustellen, »wie es gewesen ist«.Trotz allen Wandels bleibt dieser Ort stets wiedererkennbar; er bietet Raum für Alltagsbeiläufigkeiten, Lebenswenden und Träume, ist Ziel einsamer Spaziergänge und Bezugspunkt unruhig flackernder Erinnerungen.»Magdalena Saigers Sprache, die sich vorsichtig der Vergangenheit annähert, malt die Bilder eines Ortes, der seinerseits von Max Liebermann gemalt wird. Das ist so eindringlich wie schön.« Katrin Seddig
Leseprobe:
Ein Grundstück ist noch frei.Bestehend aus zwei Parzellen, länglich geschnitten, zum Wasser hin abfallend, eines der letzten in der Colonie, am westlichen, von Kiefernheide gesäumten Ufer des Sees, weit außerhalb der Stadt, weit genug und nah genug, um hier wirklich noch etwas anzufangen.Es ist, was er suchte, der Maler, dem sie mit einemmal ein Bild ums andere abkaufen, fast handwarm noch.Das hätte ihm keiner geglaubt, dass einer, und noch dazu ein Widerborstiger wie er, sich mit dem Pinsel und seinen altbekannten, umstrittenen zehn Fingern ein Schloss erwerben kann, in gerade mal zwei Jahren. Grundstück und Haus und Gartenanlage und Einrichtung. (...)Sollen sie lachen in der Akademie, sollen sie. Jetzt kommen, denkt er, erst einmal die fetten Jahre. Er malt nach eigenem Rezept, und das Geschäft will nicht aufhören zu dampfen, und so muss er nun nicht länger träumen, sondern hat die Mittel, und damit die Befugnis, zu planen, und zwar auf Papier und gegen gutes, ehrliches, ermalte s Geld, kann die blitzweißen Landhäuser der Hamburger Großleute als echte Möglichkeiten betrachten, zur freien Nachahmung oder zum großzügigen Verwerfen, nicht länger als schimmernde Auswüchse einer Welt, in der er hauptsächlich auf Besuch ist und an Sonntagnachmittagen spazieren geht auf öffentlichen Uferwegen.Ein Grundstück ist noch frei. Ein Schmuckstück.145.000 Reichsmark, und es geht in seinen Besitz über. In seinen Besitz: Besitzer Max Liebermann, Maler, ordentlicher Professor der Königlichen Akademie der Künste, Gründer und Präsident der Berliner Secession, Max Martin Liebermann, Große Seestraße 24.
Rezension:
»Magdalena Saigers Sprache, die sich vorsichtig der Vergangenheit annähert, malt die Bilder eines Ortes, der seinerseits von Max Liebermann gemalt wird. Das ist so eindringlich wie schön.« Katrin Seddig