Almosen fürs Vergessen - Die Säbelschwadron - Roman
Verlag | Elfenbein |
Auflage | 2020 |
Seiten | 300 |
Format | 12,8 x 2,4 x 21,0 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 390 g |
Reihe | Almosen fürs Vergessen 3 |
ISBN-10 | 3961600120 |
ISBN-13 | 9783961600120 |
Bestell-Nr | 96160012A |
Mit gemischten Gefühlen begibt sich der jüdische Wissenschaftler Daniel Mond auf Geheiß seines Doktorvaters 1952 von Cambridge aus nach Göttingen, wo der rätselhafte Nachlass eines deutschen Mathematikers lagert, der Mond bei seiner eigenen Arbeit weiterhelfen soll. Auch die Vertreter einiger Geheimdienste interessieren sich für das Geheimnis hinter den Aufzeichnungen: Ein amerikanischer Historiker mit erstaunlich viel Zeit, ein dubioser ehemaliger Wehrmachtsoffizier, ein diabolischer englischer Füsilier und ein Göttinger Mathematiker, der selbst an der Entschlüsselung der Schrift gescheitert ist - sie alle suchen Monds Nähe. Eigentlich ein erklärter Pazifist, freundet dieser sich aber ausgerechnet mit Soldaten eines Panzerregiments an, die in einem Militärmanöver zwischen Bielefeld und Baden-Baden die Kriegsführung nach einem atomaren Angriff üben. Als Mond kurz vor der Vollendung seiner Arbeit in immer merkwürdigere und bedrohlichere Situationen gerät, bittet er seinen Freund Fi elding Gray, den Kommandeur der Panzerschwadron, um einen großen Gefallen. - Im aufkommenden Kalten Krieg wird das beschauliche Göttingen zu einem Ort, an dem zwei britische Traditionsregimenter aus ihrer prunkvollen Vergangenheit ins Atomzeitalter taumeln und an dem antikommunistische Amerikaner ebenso mit alten Nazis anbandeln wie britische Antiamerikaner. "Die Säbelschwadron" ist ein unterhaltsamer Roman über den Besitz von Wissen im Kampf der Mächte - und darüber, wie sich althergebrachte Werte und nostalgisch gepflegte Traditionen in der modernen Zeit bewähren.
Leseprobe:
"Was Sie nicht verstehen", sagte Major Glastonbury soeben zu Doktor Motley, "ist, dass Pferderennen nicht einfach bloß zur Belustigung des Publikums da sind. Dahinter steht eine lange Tradition; es gibt Standards, die gewahrt werden müssen. Wenn Sie die Rennstrecke im Grand National entschärfen, dann sinken mit der Höhe der Hindernisse zugleich auch die Standards."
"Und was Sie nicht verstehen", sagte Motley, "ist, dass heutzutage das Publikum - das zahlende Publikum - darauf besteht, ein Wörtchen mitzureden. Das Publikum will, dass die Hindernisse heruntergesetzt werden, weil ihnen die Pferde leidtun."
"Mitleid schadet den Standards", warf Julian genüsslich ein. "Wenn man eine Straßburger Gänseleberpastete haben will, muss man die Gans quälen."
"Das ist auch der Grund, warum die öffentliche Meinung gegen Straßburger Gänseleberpastete ist."
"Nein, ist es nicht. Das gemeine Volk kann sie sich nicht leisten. Es ist Neid."
"Falsch!", sagte Glastonbury. "Der Grund ist, dass die Öffentlichkeit der Perfektion misstraut. Um Perfektion angemessen würdigen zu können, und sie auch zu verdienen, braucht man einen geschulten Gaumen, ein geschultes Auge, einen geschulten Geist - erlesenen Geschmack, kurz gesagt. Und das ist natürlich eine Beleidigung für die populäre Vorstellung
von Gleichheit."
"Das trifft es nicht so ganz", sagte Daniel unglücklich in seiner gewissenhaften Art. "Es herrscht vielmehr allgemein die Auffassung, dass man, um in Julians Bild zu bleiben, erst mal hungernden Kindern etwas zu essen geben sollte, bevor geschulte Gaumen mit Straßburger Gänseleberpastete gekitzelt werden."
Glastonbury und Motley nickten einmütig, ihm somit in diesem Punkt durchaus Recht gebend und zugleich Gott dankend, dass man sich derzeit Straßburger Gänseleberpastete noch auf der Zunge zergehen lassen konnte.