Verlag | PalmArtPress |
Auflage | 2024 |
Seiten | 350 |
Format | 15,0 x 3,0 x 22,0 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 582 g |
ISBN-10 | 3962581758 |
ISBN-13 | 9783962581756 |
Bestell-Nr | 96258175A |
Das japanische Fest der Kirschblüte erinnert immer auch an die Vergänglichkeit menschlichen Lebens. Die Kirsche blühte auch nach dem Atomunfall in Fukushima (japanisch "Glücksinsel"). Der Roman handelt von der Faszination Japans, von den schillernden Lebenswelten westlicher Expats in Tokio, aber auch von einer außer Kontrolle geratenen atomaren Technologie. Die Geschichten beginnen inmitten jener Katastrophe mit all ihren mitreißenden, beängstigenden und tragischen Momenten. Es geht um Entwurzelung und Flucht, Fremdwerden im fremden und im eigenen Land, um die Suche nach sich selbst und schließlich um neue Lebensentwürfe. Einige Protagonisten des Romans bringen sich in Gefahr, indem sie versuchen, unheilvolle Folgen des Unfalls zu enthüllen. Verbrechen sollen aufgeklärt und ein krimineller atomarer Deal verhindert werden. Es wird auch der Aufsehen erregende Versuch unternommen, künftige Katastrophen durch Erdbebenvorhersage zu vermeiden.
Leseprobe:
Lars beschloss an diesem freien Tag, die Zeit für die wissenschaftliche Auswertung der neuesten Messergebnisse zu nutzen. Der Herausgeber des internationalen Journals, das für die vorgesehene Publikation in Frage kam, war ein guter Bekannter, den er von Kongressen her kannte. Der hatte schon signalisiert, dass er Lars' Aufsatz durch den Peer-Review-Prozess winken würde. Das Journal gehörte zu den erlesenen Blättern, in denen man seine Reputation in der Wissenschaftsgemeinde pflegte. Und das war in diesem Haifischbecken der Spitzenforscher, in dem er sich tummelte, überlebensnotwendig. Hier in Westjapan lief zum Glück alles normal weiter. Die Züge fuhren regulär, die Stromversorgung funktionierte, Schäden gab es nicht. Seine Gedanken wurden vom Klopfen an der Tür unterbrochen. Es war sein Sohn. "Guten Morgen Otõ-san." "Guten Morgen, Hansu-chan!" Der Zehnjährige sprach völlig akzentfrei Deutsch, dank des familiären Beschlusses, zuhause die Vatersprache zu sprechen. Nur die familiäre n Anreden waren japanisch. Der Name Hans war ein sprachlicher Kompromiss gewesen. Die Umschrift ins Japanische Hansu war denkbar einfach, auch wenn sie ungewöhnlich war. Der Junge kam zu seinem Vater und strich etwas verlegen mit seiner Hand über den Schreibtisch. "Wir haben unten schon gedeckt. Gleich gibt es Frühstück." Er zögerte etwas, bewegte sich von einem Bein auf das andere. Lars merkte, dass sein Sohn etwas auf dem Herzen hatte. "Und, was gibt's?" "Ich hatte Albträume. Eine riesige Welle kam zu uns den Hügel rauf." "Komm mal her!" Lars zog seinen Sohn zu sich hin, aber der wollte sich offenbar nicht auf seinen Schoß setzen. War in dem Alter wohl nicht mehr angesagt. "Otõ-san, wie ist das eigentlich mit den Atomen, sind die gefährlich?" Darüber hatten sie noch nie gesprochen. "Atome sind unsere Natur. Alles besteht aus Atomen. Aber wenn mit denen etwas durcheinander kommt, dann können sie für uns Menschen auch gefährlich werden." Forschend richteten sich die dunklen Augen seines Sohnes auf ihn. "Hast du bei deiner Arbeit schon einmal Atome durcheinander gebracht?" Lars fuhr sich nachdenklich durch seine langen Haare. Dann gab er sich einen Ruck: "Ja, das habe ich schon mal gemacht, und das muss ich ab und zu auch mal machen. Wir Wissenschaftler müssen manchmal etwas durcheinanderbringen, sonst können wir nichts entdecken." "Und ist das gefährlich?" "Nun, das sind nur ganz kleine Mengen von gefährlichen Strahlen, die einem nicht wehtun können." "Aber die Strahlen auf der anderen Seite von Honshu, was ist mit denen?" Lars fühlte sich unwohl. "Wir wissen nicht viel darüber. Da ist etwas schief gelaufen, was normalerweise funktioniert. Das haben der Tsunami und das Erdbeben gemacht. Aber ich glaube, dass das repariert werden kann." "Und was passiert, wenn die das nicht reparieren können?"
Rezension:
Johannes Balves Roman ist eine sehr gute lesenswerte Einführung in die uns Gaijin fremde Welt Japans. Der Fremde bleibt ein Fremder in Japan, auch wenn er versucht, die Eigenheiten der japanischen Kultur zu verstehen und zu akzeptieren. Und "Fukushima Glückliche Insel" erinnert eindrücklich an die große Katastrophe des Tsunamis, der nicht nur das Atomkraftwerk Fukushima getroffen hat. Die damit verbundenen Ängste, die Trennungen, die anstehenden Entscheidungen der Ausländer - ausreisen oder bleiben. - René Böll