Verlag | Nova MD |
Auflage | 2020 |
Seiten | 248 |
Format | 15,6 x 2,2 x 21,6 cm |
Gewicht | 348 g |
ISBN-10 | 396698976X |
ISBN-13 | 9783966989763 |
Bestell-Nr | 96698976A |
"Sehnsucht nach Damaskus" beschriebt die Geschichte eines jungen Syrers, der seine Heimat wegen des Bürgerkriegs verlassen musste. Das Buch berichtet über seine Wurzeln in Damaskus, begleitet ihn auf seine lebensbedrohliche Flucht und zeigt seine ersten Schritte in seinem neuen Leben in Deutschland. Basierend auf einer wahren Geschichte bietet dieser sehr emotionale Roman einen unvergesslichen Einblick in das Leid der Flüchtlinge.
Leseprobe:
Prolog:Die Abenddämmerung senkt sich über Bab Touma. Unzählige Lampions erhellen das Vergnügungsviertel von Damaskus, dort, wo all unsere Freunde abends ausgehen. Ich nehme Rama fest an der Hand. Es ist gut, ihre Nähe zu fühlen, doch mein Herz ist schwer. Als ob meine Freundin meine Gedanken lesen könnte, richtet sie ihre tiefblauen Augen auf meine. Blau wie das Meer, denke ich, während ich mich fühle, als würde eine Bleikugel mich in den Kern der Erde ziehen. »Rama, ich muss, ich meine, ich werde ...« Meine Stimme versagt beim Anblick einer Träne auf ihrem hübschen Gesicht. Ich brauche nicht weiterzureden, Rama versteht mich auch so. »Bitte, bleib hier. Wir werden das irgendwie überstehen, wir leben schon jahrelang damit«, haucht sie mir zu. Ich schweige. Natürlich weiß ich genau, was sie meint. Sie spricht von diesem verdammten Krieg, der täglich präsent ist, den wir alle fühlen und an den wir uns sogar gewöhnt haben. Bomben fallen um uns herum, und doch ist unser Leben relativ normal. Wir studieren, wir gehen aus, wir tanzen sogar, auch wenn uns die Angst im Nacken sitzt. Die namenlose Furcht lässt mich in der Nacht hochschrecken oder begegnet mir mitten am Tag. Immer dann, wenn ich eine Uniform sehe, jemanden in den Schatten vermute, der mich einfach mitnehmen könnte. Nicht der Erste, dem das passiert. Wir Männer leben täglich mit der Angst, von der Staatspolizei aufgegriffen zu werden. »Sie werden dich nicht einfach mitnehmen, Omar«, reißt die Stimme meiner Freundin mich aus der Melancholie. »Ich habe Beziehungen, die uns helfen könnten, falls dir doch etwas passiert.« Für heute gebe ich den Gedanken an eine Flucht auf. Ich ziehe sie nah zu mir, küsse sie, sauge den Duft ihrer Haare ein. »Lass uns noch was essen gehen«, sagt sie heiterer. Gedankenverloren führe ich sie ins Al Bal, eines unserer Lieb- lingscafés mitten in Bab Touma. Die Furcht, eines Tages meinem Land den Rücken kehren zu müssen, verkriecht sich ganz tief in mich. Der Moment ist alles, was wir haben, und mir wird bewusst, dass ich gerade mit beiden Beinen in meiner Stadt, in meinem Zuhause, bei meinen Freunden, in meinem Leben stehe. Prolo