Verlag | Wunderhorn |
Auflage | 2018 |
Seiten | 96 |
Format | 14,4 x 21,3 x 1,5 cm |
Gewicht | 242 g |
ISBN-10 | 3884235834 |
ISBN-13 | 9783884235836 |
Bestell-Nr | 88423583A |
Die Gedichte von Jan Koneffke bemühen sich um einErinnern dessen, was dem Vergessen gleichzeitigentgegengeht und auch widersteht, was vielleichtverdrängt oder geleugnet werden kann, dann aberumso mächtiger wird. Hier jedoch wird es geformt, dieKlage erneut geführt, die Scham erneut gestanden, derDichter lässt den Zorn aufs Neue sprechen, sammeltdas Leben noch einmal ein und trägt seine Schwere.Die Kindheit in der BRD der 1960er und 70er Jahre istgeprägt von Schuldfragen, die das dem Jungen möglicheDenken und Fühlen auf eine Weise strapazieren,dass zwischen Normalität und Abgrund kaum zuunterscheiden ist. Die Oberfläche der »Bienenstichsonntage«, die »Puddinghaut« auf dem »Mutterland,an dem ich hilflos hing / verhaßtes Kindheitsland dasich vermisse« - »ausschwitzen halb ins Bett halb aufPapier« muss der Dichter seinen Lebensweg durchdieses »Doppelland« der Teilung, der Doppelzüngigkeit,des doppelten Bodens und dem »Doppelschwindel« eines Heimatversprechens: Als sei es dein. Erentfl ieht dieser Heimat, um im Konjunktiv Irrealiseiner osteuropäischen Wahl-Heimat, Rumänien,anzukommen und auch hier zu erkennen: »Es frißt dasLand den Heuchlern aus der Hand«. Noch im Abseitsder Karpaten wartet kein Idyll, sondern man droht imMatsch wahrer und fantastischer Geschichten sichfestzufahren.In seinen Gedichten erleben wir Jan Koneffke alsDichter des »Zipfel Massel: Déjà-Vu« in Sprachklangund Reim; als politischen Dichter, dem im serbischenNovi Sad Europa vor Augen steht: »Balkonaussichten:Balkan«; als persönlichen Dichter, der sich im totenKind schmerzhaft an das erinnert, was nicht seindurfte und nicht ist; und als sarkastischen Dichter, deraus der Zukunft in die Gegenwart zurückblickt:»Unsere Flaschenpost kann keiner lesen // die wird zurStillen Post in Dechiffriermaschinen / ein Kauderwelschaus Theorien und Terzinen / und wir: vergangenals seien wir nie gewesen«.
Rezension:
Zu hoffen wäre, dass diese Flaschenpost auch in der Zukunft noch gelesen (...) wird. Werner Jung, Junge Welt Ein Zeitdiagnostiker, den den Vergleich mit Erich Kästner nicht zu scheuen braucht. Jan Volker Röhnert, FAZ