Auge um Auge - Die Grenzen des präventiven Strafens
Verlag | Rotpunktverlag |
Auflage | 2022 |
Seiten | 256 |
Format | 13,7 x 1,4 x 20,5 cm |
Klappenbroschur | |
Gewicht | 316 g |
ISBN-10 | 3858699446 |
ISBN-13 | 9783858699442 |
Bestell-Nr | 85869944A |
Was tun mit gefährlichen Menschen? Mit Männern, die gemordet oder Kinder missbraucht haben? Und die eventuell wieder rückfällig werden? Sie lassen sich vielleicht resozialisieren, aber eben nur vielleicht. Deshalb wurde die Verwahrung eingeführt, die unbefristete Haft - um die Gesellschaft vor denen zu schützen, die es wieder tun könnten.Susan Boos spricht mit Fachleuten, mit Verwahrten und mit deren Angehörigen. Der berühmte Gutachter Frank Urbaniok erzählt, wie er sein Diagnosemodell Fotres entwickelt hat, mit dem festgestellt werden soll, wer wirklich gefährlich ist und drinnen bleiben muss. Herr Vogt berichtet, warum er es nicht aushält, länger verwahrt zu sein und sich gerne mit Exit das Leben nähme. Frau Scherer macht sich Vorwürfe, weil sie glaubt, sie sei mitschuldig, dass ihr Sohn als Pädophiler verwahrt worden ist.Susan Boos reist durch die Archipele der Verwahrung - vom Schweizer System, in dem Verwahrte gewöhnliche Gefangene sind, über Deutschland, wo sie in besonderen Gefängnissen leben, bis in die Niederlande, wo man ihnen hinter Zäunen ein möglichst normales Leben bieten möchte. Zurück in der Schweiz, erfährt sie von Rechtsprofessor Martino Mona, warum es im Rechtsstaat keine Verwahrung geben sollte und was er mit gefährlichen Menschen täte.
Leseprobe:
Wollen wir präventiv strafen? Wollen wir es Forensikern aufbürden, zu entscheiden, wer rückfällig werden könnte? Die Verantwortung an sie zu delegieren, ist verlockend. Dann braucht man nicht über Sinn und Zweck des Strafens nachzudenken. [...] Aber wir müssen über Buße und Vergeltung reden. Welche Strafe müsste jemand für einen brutalen Vierfachmord verbüßen, damit es als gerecht empfunden würde? Oder für die Vergewaltigung eines Kindes? [...] Was wäre eine gerechte Strafe, wenn es ein unbefristetes Wegsperren nicht geben soll? Es ist sinnvoll, darüber nachzudenken, auch wenn es beklemmend ist, schärfere Strafen zu fordern. Doch es ist konsequenter, logischer und aufrichtiger als jeder Versuch, präventiv zu strafen.