Verlag | Atlantis Zürich |
Auflage | 2025 |
Seiten | 128 |
Format | 13,0 x 1,0 x 21,0 cm |
Gewicht | 237 g |
ISBN-10 | 3715250453 |
ISBN-13 | 9783715250458 |
Bestell-Nr | 71525045A |
Ein Bauernhof im Südosten Frankreichs. Hier verbringt man sein ganzes Leben unter demselben Dach, man wird im linken Bett geboren, stirbt im rechten, und in der Zwischenzeit kümmert man sich um die Tiere im Stall.
Weit weg von den Verlockungen der Stadt wird sie groß, die »Kleine«, bei der besorgten Mutter, der rührenden Oma, dem fleißigen Opa und dessen Bruder, den man lieber im Hinterzimmer versteckt. Und natürlich mit den Kühen, die ihre Kälber ablecken, den Kaninchen, die irgendwann dran glauben müssen und den Kindern die weißen Schwänze bescheren, für Spiele, die man immer schon gespielt hat. Wenn »die Kleine« die Wörter der Oma, die Gesten des Opas oder die Gesichtszüge der Mutter beobachtet, kann sie sehen, wie alle etwas weitertragen - bis hin zu ihr.
Zart und herb zugleich beschreibt Marion Fayolle eine Welt, scheinbar unveränder- lich und außerhalb von Zeit und Raum. Und doch machen sich in ihren Fugen erste Risse bemerkbar, weil sie eingeholt wird vom Tod und der Moderne. Ein Roman wie ein verspielter und melancholischer Abschied, ein sanfter und tiefer Blick auf einen Hof, dem man irgendwann entfliehen musste, um etwas Eigenes erschaffen zu können.
Leseprobe:
Eines Tages hat Omama gesehen, dass beim Onkel ein Fasanenweibchen auf dem Tisch saß, ein lebendes, mit Federn, Flügeln, einem Schnabel, und dass er mit ihm gesprochen hat. Der arme Mann. Sich in eine Fasanin vernarren, sie auf seinen Stuhl steigen, von seinem Wein trinken lassen. Omama war sich sicher gewesen, dass er ins Leere sprach, und sie war fast beruhigt, dass da nun ein lebendiges Wesen war, um ihm zuzuhören. Auch wenn es eine Sauerei ist - so ein Tier scheißt überall hin. Doch es hat Augen, um den seinen zu antworten, und das war ihm noch nie passiert. Nun wissen Omama und Opapa nicht recht, was sie davon halten sollen. Seit er mit seiner Fasanin lebt, vergisst er, sich zu betrinken.
Rezension:
»Marion Fayolle versteht es ausgezeichnet, die Geschichten
zu erzählen, die in den Herzen der Mütter und unter dem Moos der Familiengruft verborgen sind.« Avril Ventura / Le monde des livres
»Erhebend durch Licht und Zärtlichkeit.« Augustin Trapenard / La Grande Librairie