Ein klarer Blick auf das Leben in seinen unterschiedlichsten Ausprägungen und ein klares Ja dazu durchziehen die dreizehn scharfsinnigen Erzählungen dieses Bandes - und wie immer Tove Janssons feiner Humor und ihre eigensinnigen Protagonisten.
Leseprobe:
» Als das Alte Fräulein im dritten Stock sich zum letzten Mal geärgert hatte undfriedlich im Schlaf gestorben war, fragten sich viele ihrer Nachbarn, was mit der großenAltbauwohnung passieren würde, in der sie neunzig Jahre lang gelebt hatte. Nach undnach machte die Nachricht die Runde, dass die Wohnung Emmelina vermacht worden sei,einer Neunzehnjährigen, die wohl als eine Art Gesellschafterin bei der Arbeitsvermittlungaufgegabelt worden war, demnach einer völlig anonymen Person.Wie dem auch sei, das Testament war wohl kaum von Zuneigung oder Dankbarkeit diktiertworden, denn laut der Haushaltshilfe hätte das Alte Fräulein genauso gut eine Katze alsGesellschafterin haben können, und Emmelinas Fürsorglichkeiten, obwohl untadelig,schienen mehr oder weniger aus Zerstreutheit geschehen zu sein.«
Tove Jansson (1914-2001) wuchs in Helsinki als ältestes Kind des Bildhauers Viktor Jansson und der schwedischen Illustratorin Signe Hammarsten Jansson auf. Mit 16 Jahren begann sie ihre Ausbildung als Künstlerin in Stockholm, Helsinki und Paris. Ihre "Mumin"-Bücher machten sie international berühmt, sie erhielt dafür u.a. die Nils-Holgersson- und die Elsa-Beskow-Plakette sowie den H.C.-Andersen-Preis. Die Beliebtheit dieser Kinderbuchklassiker ist bis heute ungebrochen. In den letzten beiden Jahrzehnten ihres Lebens schrieb Tove Jansson Romane und Erzählungen für Erwachsene. In Tuula Karjalainens einfühlsamer und reich bebilderter Biografie 'Tove Jansson. Die Biografie' tritt uns die außergewöhnliche Künstlerin Tove Jansson lebendig entgegen. Birgitta Kicherer, geboren 1939 in Stockholm, wuchs in Schweden und Deutschland auf. Nach einem Grafikstudium arbeitete sie zunächst als Buchillustratorin bevor sie Anfang der 70er Jahre ihre Tätigkeit als Übersetzerin begann. Kicherer übersetzt vorwiegend aus dem Schwedischen, ebenso jedoch auch aus dem Norwegischen, Dänischen und Englischen. Zahlreiche ihrer Übersetzungen wurden mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet, 1999 erhielt sie zudem den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr Gesamtwerk.Für die Übersetzung des Romans 'Stadt der Sonne' von Tove Jansson erhielt Birgitta Kicherer 2017 ein Arbeitsstipendium des DÜF, zudem ist sie Trägerin des Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreises (1993).
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