Alle tun es.
Ob Zürich oder Zwickau, ob Winsen an der Luhe oder Wien, Kaltenkirchen oder Kalifornien - überall dasselbe: Es wird Sauerteigbrot gebacken. Der Hipster tut es. Hipsters Papa tut es. Die Managerin, der Lebensmittelintolerante und der Feinschmecker. Weil es mehr ist als ein Lifestyle-Hobby.
Ein Guru im Schraubdeckelglas.
Ein Sauerteig kann unser Selbstverständnis, unsere Weltsicht und unsere Werte verändern. Aus Wasser und Mehl reift in einem alten Marmeladenglas etwas heran, das Sie in einen zufriedeneren Menschen verwandeln wird. Kein Glücksrezept ist schlichter.
Sie werden sich verändern.
Sauerteigbrotbacken macht geduldig, fürsorglich und zuverlässig. Es macht Hallodris berechenbar. Es ist gut gegen Unrast, Schusselitis, Flattergeist, Trübsinn, Blähungen und Geiz. Wie ein Sauerteig reift Ihre Persönlichkeit und die Lust wächst, Glück, Gluten und Erlebnisse zu teilen - mit Freunden und allen, die welche werden könnten.
Mit 20 Fotos, die mit genauso viel Liebe und Zeit hergestellt wurden wie gutes Brot - auf Negativfilm belichtet und manuell entwickelt.
Die Autorin findet ihre Tätigkeit mit dem Begriff "Schreiben" zwar zutreffend, aber nur zu einem Teil beschrieben, denn sie denkt sich auch aus, wie das Ganze so insgesamt aussehen und sich anfühlen soll. Sie hat während der Arbeit an dem Buch einige Sauerteige verhungern lassen, andere überfüttert und nährt ihr Schuldgefühl seitdem mit knusprigen Gewissensbissen aus Vollkorn. Sie lebt in einer Wohngemeinschaft mit einem Nachfahren von Lutz' Sauerteig - Bruno heißt er. Gelegentliche Seitensprünge mit Hefeteigen kann sie sich aber nicht verkneifen. "Ca. 750 Gramm Glück" ist ihr viertes Buch im Becker Joest Volk Verlag und in allen geht es unterm Strich um die Liebe zu etwas und ums Glücklichsein. Dass man backenden Männern nicht alles glauben darf, wurde im Kapitel "Sinnlichkeit" ausführlich bewiesen. Dass es auch auf Lutz Geißler selbst zutrifft, ist ein Schock! Er behauptet, nicht schreiben zu können. Dabei schreibt er ein Buch nach dem anderen! Und die sind groß und dick. Außerdem gibt er Kurse, er berät, er unterweist Amateure und Leute vom Fach, ist heute im Erzgebirge und morgen in Asien. Und er findet sogar noch Zeit zum Backen, denn er isst ausgesprochen gern selbstgebackenes Brot. Irgendwie muss dieser Mann es geschafft haben, dass nicht nur seine Teige, sondern auch seine Tage deutlich länger gehen. Länger als 24 Stunden. Im Becker Joest Volk Verlag sind von ihm erschienen: "Brot backen in Perfektion mit Hefe" und "Brot backen in Perfektion mit Sauerteig". Und wer alles, alles, alles über das Backen wissen will, besucht seinen Blog: www.ploetzblog.de. Einen Photographen, der Wert auf das "ph" legt, kann man auch bitten, die Bilder für dieses Buch aus dringenden gesamtkonzeptionellen und ästhetischen Gründen mit einer Lochkamera und einer analogen Spiegelreflexkamera zu fotografieren - pardon: zu photographieren. Fand er sofort gut. Dann verfluchte er sich, die Autorin, die ihm das eingebrockt hat, und sämtliche Väter des Lichtbildes von Ibn al Haitham über Leonardo da Vinci und Louis Daguerre. Er schwor, glutenintolerant zu werden und nie wieder Brot zu essen, geschweige denn zu photographieren, auch nicht digital, und sich der Malerei zuzuwenden, war aber dann doch glücklich. Hubertus hatte schon alles vor allen möglichen Linsen und er hat auch zwei von Lutz Geißlers Brotbackbüchern fotografiert, die ebenfalls beim Becker Joest Volk Verlag erschienen sind.
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