Das Dorf des Deutschen - Oder Das Tagebuch der Brüder Schiller
Verlag | Merlin-Verlag |
Auflage | 2016 |
Seiten | 280 |
Format | 19 cm |
Gewicht | 316 g |
Übersetzer | Ulrich Zieger |
ISBN-10 | 3875362810 |
ISBN-13 | 9783875362817 |
Bestell-Nr | 87536281A |
Boualem Sansal verbindet in seinem Roman die Tabuisierung des Holocausts in der arabischen Welt mit der tristen Realität der Einwanderer in den europäischen Vorstädten und den Methoden der Islamisten.
Dies ist die Geschichte des Deutschen Hans Schiller und seiner beiden Söhne Rachel und Malrich. Die Brüder wuchsen fernab der Eltern in der Pariser Banlieu auf. Sie sind in Frankreich geblieben. Rachel hat Karriere gemacht: er hat einen guten Job, ein kleines Häuschen, ein Auto, eine Frau - und die französische Staatsangehörigkeit. Sein jüngerer Bruder Malrich steht am Rande der Gesellschaft: ohne Ausbildung, ohne Job und ohne Perspektive lebt er als Mitglied seiner multikulturellen Clique in der Vorstadt. Als die Eltern der beiden im fernen Algerien auf grausame Weise bei einem Attentat der Islamisten umgebracht werden, gerät das Leben der Brüder aus dem Lot. Die Trauer um die Eltern bringt zugleich eine erschütternde Erkenntnis zu Tage: Der Vater, den sie bisher als einen vielgeachteten Held des algerischen Unabhängigkeitskampfes kannten, hat eine unerträgliche Vergangenheit. Rachel zerbricht daran; Malrichs Versuch zu verstehen, führt ihn von der Nazi-Vergangenheit seines Vater s in die Abgründe der Gegenwart.
Leseprobe:
"Auf jeden Fall haben uns die Islamisten das Leben versaut, es liegt an ihnen, dass wir dauernd so sinnlos herumhängen. Ihre verdammten Toten, im Handumdrehen haben sie Truppen ausgehoben und die Macht übernommen. Die Zeit, die es braucht, die Augen aufzumachen, war alles anders, die Mode und der Rest. Die Leere ließ nicht lange auf sich warten. Das Gewerbe ist abgewandert, die Geschäfte, die Büros, der Kleinhandel, der den Arbeitslosen hilft."
Rezension:
"Wenn ein arabischer Autor über den Holocaust schreibt, ist allein das schon ein Tabubruch. Wenn er dann auch noch Parallelen zwischen der Mentalität der Nazis und der radikalen Islamisten zieht, braucht es eine gehörige Portion Mut und literarisches Geschick. Sansal beweist in seinem neuen Roman beides." (Reiner Wandler, die tageszeitung) "Ein dichtes, den Leser in Bann schlagendes Meisterwerk eines der mutigsten Autoren des Maghreb - zwischen einem Dorf in Algerien, einer Pariser Banlieu und einer deutschen Herkunft spiegelt sich gegenwärtige Gewalt in einer gewaltigen Vergangenheit." Ilija Trojanow (zur Begründung für den 2. Platz der Bestenliste Weltempfänger)