Verlag | Müller (Otto) |
Auflage | 2004 |
Seiten | 64 |
Format | 14,5 x 20,1 x 1,2 cm |
Gewicht | 234 g |
ISBN-10 | 3701310939 |
ISBN-13 | 9783701310937 |
Bestell-Nr | 70131093A |
Weihnachtsgeschichten des salzburger Autors Karl Heinrich Waggerl
Leseprobe:
"Advent, sagt man, sei die stillste Zeit im Jahr. Aber bei uns daheim war es keineswegs die stillste Zeit. In diesen Wochen lief die Mutter mit hochroten Wangen herum, wie mit Sprengpulver geladen, und die Luft in der Küche war sozusagen geschwängert mit Ohrfeigen. Dabei roch die Mutter so unbeschreiblich gut, überhaupt ist ja der Advent die Zeit der köstlichen Gerüche. Es duftet nach Wachslichtern, nach angesengtem Reisig, nach Weihrauch und Bratäpfeln. Ich sage ja nichts gegen Lavendel und Rosenwasser, aber Vanille riecht schon auch gut, eigentlich viel besser, oder Zimt oder Mandeln.
Mich ereilten dann die qualvollen Stunden des Teigrührens. Vier Vaterunser das Fett, drei die Eier, ein ganzer Rosenkranz für Zucker und Mehl. Die Mutter hatte die Gewohnheit, alles Zeitliche in ihrer Kochkunst nach Vaterunsern zu bemessen, aber die mußten laut und sorgfältig gebetet werden, damit ich keine Gelegenheit fände, den Finger in den köstlichen Teig zu tauchen."