Wien, Innere Stadt: Über dem Eingang des Hauses Seilerstätte 10 prangt ein Engel aus Stein, der die Posaune bläst. Im Haus lebt die weitverzweigte Klavierbauerfamilie Alt, deren Aufstieg und Untergang in einem Generationen umfassenden Panorama erzählt wird. Im Zentrum steht die schöne Henriette Alt, mit zwanzig Geliebte des Kronprinzen Rudolf, dann eingeheiratet in die Familie und dort ein ewiger Fremdkörper, mit siebzig schließlich Opfer von Hitlers Gestapo. Inmitten von Katastrophen, Intrigen und keimendem Faschismus ist Henriette das Sinnbild von Hoffnung und Endzeit - ihr Schicksal ist das Schicksal einer ganzen Epoche.
Ernst Lothar, eigentlich Ernst Lothar Müller, wurde 1890 in Brünn geboren und starb 1974 in Wien. Der gelernte Jurist arbeitete zunächst als Staatsanwalt, ehe er 1925 Theaterkritiker, Regisseur und schließlich Direktor des Theaters in der Josefstadt wurde. 1938 emigrierte er in die USA. Sein Familienepos »Der Engel mit der Posaune« wurde 1948 mit Paula Wessely, Attila und Paul Hörbiger, Oskar Werner und Curd Jürgens verfilmt. Eva Menasse, geboren 1970 in Wien, begann als Journalistin und debütierte im Jahr 2005 mit dem Familienroman »Vienna«. Es folgten Romane und Erzählungen, die vielfach ausgezeichnet und übersetzt wurden. Zu den Preisen zählen u.a.: Heinrich-Böll-Preis, Friedrich-Hölderlin-Preis, Jonathan-Swift-Preis, Österreichischer Buchpreis, Mainzer Stadtschreiber-Preis und das Villa-Massimo-Stipendium in Rom. Eva Menasse betätigt sich zunehmend auch als Essayistin und erhielt dafür 2019 den Ludwig-Börne-Preis. Seit 2022 ist sie Sprecherin des PEN Berlin. Sie lebt in Berlin.
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