Die Enthüllung - Neue Normalität oder neues Bewusstsein?
Verlag | Futurum |
Auflage | 2021 |
Seiten | 142 |
Format | 13,8 x 1,2 x 20,8 cm |
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur | |
Gewicht | 220 g |
ISBN-10 | 385636269X |
ISBN-13 | 9783856362690 |
Bestell-Nr | 85636269A |
«Bleib gesund!» Dieser Gruß wurde im vergangenen so apokalyptisch anmutenden Jahr prominent. Er wurde erst mitfühlend, dann inflationär und schließlich diktatorisch verwendet. Denn dieser Wunsch ist im Imperativ formuliert, und so fühlten sich einige politische Maßnahmen auch an. Die Autorin nimmt darauf eine konsequent spirituelle Perspektive ein. Sie tut dies leidenschaftlich und klar, weise und scharf, poetisch und reflexiv. Dabei spitzt sie die Dinge zu, um von dort Ausblicke geben zu können und Kontexte zu erkennen. Sie formuliert - metho- disch - deutliche Entweder-oder-Positionen, die aber eingebettet sind - inhaltlich - gerade in eine versöhnen wollende Grundhaltung, in ein So- wohl-als-auch.Apokalypse heißt Offenbarung, und wenn sich etwas offenbart, wenn eine Hülle abfällt, dann ist dies nicht nur ein dunkler oder negativer, sondern auch ein Wahrheitsmoment. Es enthüllen sich neue Wege, und die Krise gebiert Entschei- dungsmöglichkeiten: zwischen einem Immer-menschlicher -werden, immer ganzer, oder einem Vereinzelter-werden, technisierter und abhängiger. Es ist die Entscheidung zwischen normativer und schöpferischer Moral, zwischen Misstrauen und Kontrolle auf der einen Waagschale und Vertrauen in den Geist auf der anderen.Dass wir alle in verschiedener Weise unter der Polarisierung der Gesellschaft leiden, ist deut- lich. Wer oder was ist dafür verantwortlich? Wie lässt sich die Spaltung überwinden? Für Kerstin Chavent ist diese Frage nicht mehr so zu beantworten, dass man einseitige Schuldzuweisungen vornimmt. Und im Zuge dessen erst den Bürger sanktioniert und dann den Menschen abschafft. Schaut man tiefer, dann enthüllt sich in der vermeintlich alternativlosen "neuen Normalität" die Aufgabe jedes Einzelnen, sein Bewusstsein zu weiten.
Leseprobe:
«Wir sehen eine verzerrte und verdrehte Welt, den Widerschein falscher Ideen und Glaubens- muster - jedoch nicht die Wirklichkeit. Sie ist nicht zu erfassen, wenn wir uns auf das Detail versteifen und ein paar Schuldige herauspicken, seien es Frauen, Terroristen oder Viren. Die Wirklichkeit ist mit der Wahrheit verwandt. Wahr- heit ist umfassend, nicht reduktionistisch. Sie gilt für alle und bezieht sich auf das Zusammenhängende ebenso wie auf das Einzelne. Was für das Individuum zutreffend ist, ist es auch für das Kollektiv - und umgekehrt. Angesichts einer angeblichen globalen Bedrohung wird heute das individuelle Wohl dem allgemeinen Wohl untergeordnet. Der Einzelne muss Opfer bringen, damit die Gemeinschaft überleben kann. Das klingt zunächst überzeugend. Wir schränken uns alle ein, um auch die schwachen Mitglieder der Gemeinschaft zu schützen. Es wäre ein Monster, wer sich dagegen auflehnte. Das Trügerische an dieser Darstellung ist, dass Individuum und Kollektiv gegeneinande r ausgespielt werden. Sie werden als sich gegenseitig ausschließend verstanden und nicht im Zusammenhängenden gesehen. Der Schluss daraus ist: Wenn Einzelne sich amüsieren, schaden sie damit allen. Also muss man sie denunzieren. Verrat wird hiermit nicht nur legitim, sondern geradezu zu einem Akt der Nächstenliebe. Bei dieser Sichtweise wird außer Acht gelassen, dass es dem Ganzen immer nur so gut gehen kann wie dem Einzelnen. Wenn ein Teil leidet, hat das unweigerlich Folgen für das Gesamte. In einer umfassenden Weltanschauung bringt das Ungleichgewicht einzelner Teile das Ganze aus dem Gleichgewicht»