Die Gefühlsgemeinschaft der AfD - Narrative, Praktiken und Räume zum Wohlfühlen
Verlag | Verlag Barbara Budrich |
Auflage | 2024 |
Seiten | 301 |
Format | 14,8 x 1,7 x 21,0 cm |
Gewicht | 390 g |
Reihe | Promotion 15 |
ISBN-10 | 3847430637 |
ISBN-13 | 9783847430636 |
Bestell-Nr | 84743063A |
Wie gelingt es der AfD, dass sich deren Unterstützer_innen bei einer für viele Menschen abstoßenden Partei wohlfühlen? Florian Spissinger hat Vortragsveranstaltungen, Stammtische und Wahlkampfstände der AfD ethnografisch beobachtet und Gespräche vor Ort geführt. Sichtbar geworden ist eine neurechte Gefühlsgemeinschaft, an der kritische Einwände wirkungslos abprallen und für die sich die Ablehnung von Zuwanderung und Klimaschutz gut und clever anfühlt.
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung1. Konzeptioneller Vorspann: die neurechte Gefühlsgemeinschaft erforschenTeil I Zuwanderung und Klimaschutz: die neurechte Gefühlswelt zwischen nationalem Niedergang und Widerstand2. Zur Relevanz rechter Zukunftsvorstellungen3. 'Großer Austausch': Narrativ und alltägliches Erleben des Niedergangs4. 'Deindustrialisierung' und 'Blackout': Klimaschutz als gefühlte Zukunftsvernichtung5. Von der bedrohten Zukunft zur widerständigen Hoffnung6. Attraktive Gefühlspositionen für 'Widerständige'7. Migrationsabwehr und Anti-Klimaschutz im Gefühl von ZukunftsgestaltungTeil II Die neurechte Gefühlswelt einer antitotalitären Aufklärungsgemeinschaft8. Die neurechte Klage: Aufklärungsarbeit unter erschwerten Bedingungen9. Das Selbstnarrativ vom demokratischen Widerstand10. Das Selbstnarrativ vom aufgeklärten Widerstand11. Die Tiefengeschichte von antitotalitärer Aufklärung12. Deep Story to Go: Déjà-vu beim Querdenken-ProtestTeil III Rechte Gefühlspolitik jenseits von 'negativen' Emotion en und rhetorischer Verführung 13. Ethnografische Irritationen für eingeschliffene Denkfiguren14. Jenseits 'negativer' Emotionen14.1 Forschung zu affektiver Komplexität und 'positiven' Emotionen14.2 Mikropolitische Studie I: der Wahlkampfstand als vielschichtiger affektiver Raum14.3 Mikropolitische Studie II: die neurechte Performanz von Sachlichkeit und Sachkompetenz15. Jenseits der Verführungsperspektive: Identitäts- und Gefühlstraining15.1 Mikropolitische Studie III: Schimpfen15.2 Mikropolitische Studie IV: Spott und Gelächter16. Mikropolitiken affektiver Normalisierung erforschenSchluss: ambivalente Gefühlsarbeit und affektive Wirkmechanismen zum rechten WohlfühlenDankAbbildungsverzeichnisLiteraturverzeichnisMaterial- und QuellenverzeichnisÜbersicht zum ethnografischen Material
Rezension:
Die Schaffung von rechten Gefühlsräumen der sozialen Interaktion wird eindrucksvoll anhand mehrerer Fallbeispiele rekonstruiert. Spissinger ordnet immer wieder Originalzitate seiner Gesprächspartner:innen überzeugend in öffentliche und vor allem akademische Debatten ein, insbesondere aus Politikwissenschaft, Soziologie und Sozialpsychologie, über die er wiederum reflektiert und sie mit seinen eigenen Erkenntnissen ins Gespräch bringt. Seine Beobachtungen sind scharfsinnig. Seine Sprache ist einfühlsam, ohne die notwendige Distanz zu seinen Forschungsobjekten zu verlieren. Benjamin Höhne, Politische Vierteljahresschrift, Oktober 2024 Die Dissertation des Ethnografen lockt spontan, denn Gefühle sind wie Normen und Werte in der empirischen Parteienforschung nur selten behandelte Felder. Ingrid Reichart-Dreyer, Zeitschrift für Parlamentsfragen, 3-2024 Ein wichtiges und faszinierend geschriebenes Buch, das nicht dem großen Risiko erliegt, den Forschungsgegenstand zu dämonisieren, s ondern ihm wissenschaftlich-neutral begegnet. Und so entsteht eine herausragende Erklärung aus der Mitte einer Welt, die sich für die große Mehrheit der Menschen in diesem Lande nicht erschließt. Wolfgang Schneider, socialnet, 18.07.2024
How does the AfD manage to make its supporters feel comfortable with a party that many people find repulsive? Florian Spissinger ethnographically observed lecture events, regulars' tables and AfD election campaign stands and conducted on-site interviews. What became evident was a new-right affective community against which critical objections bounce off without effect and for which the rejection of immigration and climate protection feels good and clever.