Die deutschen Männer und ihre Feinde - Carl Schmitt - ein deutsches Schicksal zwischen Männerbund und Matriarchatsmythos
Verlag | Leske Verlag |
Auflage | 2021 |
Seiten | 400 |
Format | 13,1 x 3,6 x 21,1 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 636 g |
ISBN-10 | 3946595170 |
ISBN-13 | 9783946595175 |
Bestell-Nr | 94659517A |
Juden, Chaos, Weiber - überall Feinde, überall Angst. Carl Schmitt als Vertreter des Ordnungsdenkens des patriarchalischen Zeitalters, sein Fall als Muster einer antiliberalen, antiparlamentarischen und antifeministischen Mentalitätsgeschichte. Nicolaus Sombarts Analyse eines psychopathologischen Schemas, das bis heute weitergegeben wird, erweist sich als beeindruckend aktuell.
Mit seiner umfangreichen Studie taucht Sombart hinab in die Denkwelt Carl Schmitts, den er seit seiner Kindheit sehr gut kannte. Er verfolgt kennzeichnende Seitenwege, offenbart Verbindungen, sich Wiederholendes, ständig Mitlaufendes, immer wieder Mitgedachtes während aller Lebensphasen des Staatsrechtlers. Er steigt tief in den Kosmos des Gelesenen, Gelobten, Geliebten in Kunst, Literatur und Wissenschaft ein. Er entlarvt Ängste, Klischeevorstellungen, Defekte und Schwächen, die sich in vermeintlich sachlichen Theorien fortsetzten. Und indem er dies alles für Carl Schmitt tut, tut er es gleichzeitig für eine ganze Denktradition. Heute wird klar, was Sombart noch nicht wissen konnte: nämlich, dass er nicht nur die psychischen Hintergründe der Denkmuster einer bestimmten akademischen Generation, die noch im Kaiserreich wurzelte, offenlegte, sondern ein Denken, das weiterhin tradiert worden ist und immer noch mit eruptiver Aggressivität in den Diskurs zurückdrängt, wenn politische U mstände die Zeit reif dafür erscheinen lassen. Sombart bot den Wegweiser zu diesem Denken. Es ist Zeit, sich seiner Untersuchung wieder ernsthaft zu widmen.
Leseprobe:
Wer Carl Schmitts Werk genau liest, wird eine Antwort auf die Frage nach den Ursachen der deutschen Fehlentwicklung finden - eine andere freilich als jene, die er selbst uns zu geben versucht. [...] Er ist ein Prototyp. Darin liegt meiner Ansicht nach das einzige Interesse, das er für uns heute noch haben dürfte. Ihn isoliert zu betrachten, wäre genauso unbefriedigend und ungenügend, wie Heidegger und Jünger nur für sich untersuchen zu wollen. Man käme auf diese Weise weder dem Geheimnis ihres Werkes noch dem ihrer Wirkung bei. Nicht in dem, was sie als Einzelne und in ihrem Spezialbereich - als Historiker, Rechtswissenschaftler, Philosophen oder Essayisten - geleistet haben, sondern in dem, worin sie sich auf so merkwürdige Weise gleichen, liegt ihre geschichtliche ("geistesgeschichtliche") Bedeutung. [...] Man muss die Schriften dieser Autoren so untersuchen, wie Theweleit die Bücher und Biografien seiner Freikorpsführer untersucht hat. Dann stellt sich heraus, dass sie gleich g edacht haben, weil sie dieselbe psychische Struktur hatten. Nicht nur die Organisation ihres intellektuellen Apparats, auch die ihres Triebhaushaltes war identisch. Ihr "Denken" ist symptomatisch für eine psycho-pathologische Deformation, eine "Krankheit".