Die letzten Tage der zum Tode Verurteilten - Das Tagebuch des Nürnberger Gefangenenseelsorgers Johann Hagendorn 1605-1620
Verlag | Verlag für Regionalgeschichte |
Auflage | 2022 |
Seiten | 264 |
Format | 17,1 x 2,3 x 25,0 cm |
Gewicht | 650 g |
Reihe | Quellen zur Regionalgeschichte 19 |
ISBN-10 | 373951339X |
ISBN-13 | 9783739513393 |
Bestell-Nr | 73951339A |
Hinrichtungsrituale in der vormodernen westeuropäischen Gesellschaft waren hochkomplexe Inszenierungen mit vielen Beteiligten. prominent in Szene gesetzt. Die Rolle von Geistlichen beim Vollzug der Todesstrafe ist bislang wenig beachtet worden. Ein Grund dafür ist sicherlich in der problematischen Quellenlage zu suchen. Selbstzeugnisse gibt es in der Regel nicht. Ein Seelsorger hat über seine Tätigkeit Buch geführt: der Nürnberger Pfarrer Johann Hagendorn. Seine Berichte über die geistliche Betreuung der Gefangenen im Nürnberger Lochgefängnis zu Beginn des 17. Jahrhunderts sind einzigartig und aufschlussreich. In ganz Europa sind vergleichbare Aufzeichnungen eines lutherischen Seelsorgers nicht überliefert. Hagendorns Text führt tief hinein in die Gefühlswelt der um ihr Leben fürchtenden Lochgefangenen. Wir erfahren von ihrer Angst, Verzweiflung und ihrem Kleinmut. Wie sich Johann Hagendorn in dieser emotional hoch angespannten Lage verhielt, zeigen die in diesem Buch erstmals edi erten Berichte.
Der lutherische Pfarrer Johann Hagendorn war von 1605 bis 1620 Seelsorger für die zum Tode Verurteilten im Nürnberger Lochgefängnis. Über die Begegnungen mit den Inhaftierten, die wegen Mordes, Diebstahls oder sexueller Verfehlungen auf ihre Hinrichtung warteten, hat er regelmäßig Berichte verfasst. Hagendorn besuchte die armen Sünder über mehrere Tage, unterwies sie im Glauben und versuchte, sie auf ein christliches Sterben vorzubereiten. Er beschreibt ausführlich die ihnen zur Last gelegten Verbrechen, schildert die mentale Verfassung und religiöse Bildung der Gefangenen und den oft spektakulären Ablauf der Hinrichtungen, die unter seiner Regie zu einem Gottesdienst eigener Art wurden. Mitleid war dem Geistlichen fremd. Sein Ziel war es, die Seele der Verurteilten zu retten, und dafür waren ihm alle Mittel recht: Er schrie, er haderte, er drohte. Bei den meisten Verurteilten hatte er Erfolg, aber es gab auch die Verstockten, die er nicht zu erweichen vermochte.Hagendorns Tagebuc h ist ein einzigartiger Beitrag zur Geschichte der Todesstrafe in der Frühen Neuzeit, ein bestürzendes Dokument zum Alltag der Gefangenen und zur Praxis der Gefangenenseelsorge. Es ist damit ein kulturgeschichtliches Dokument von höchstem Rang.
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort - 7Peter Schuster: Johann Hagendorns Aufzeichnungen und die Todesstrafe in der Vormoderne - 9Andrea Bendlage: Johann Hagendorn (1563-1624). Herkunft und Amtsverständnis eines lutherischen Seelsorgers in Nürnberg zu Beginn des 17. Jahrhunderts - 25Handschriftenbeschreibung und Editionskriterien - 43Das Tagebuch des Nürnberger Gefangenenseelsorgers Johann Hagendorn (1605-1620) - 471605 (47) - 1606 (68) - 1607 (75) - 1608 (80) - 1609 (83) - 1610 (88) - 1611 (95) - 1612 (105) - 1613 (123) - 1614 (132) - 1615 (153) - 1616 (174) - 1617 (188) - 1618 (201) - 1619 (214) - 1620 (228)Abkürzungsverzeichnis - 239Quellen- und Literaturverzeichnis - 241Personenregister - 251Ortsregister - 259