Verlag | mairisch Verlag |
Auflage | 2024 |
Seiten | 184 |
Format | 11,0 x 1,2 x 18,0 cm |
Gewicht | 173 g |
ISBN-10 | 3911101007 |
ISBN-13 | 9783911101004 |
Bestell-Nr | 91110100A |
Was stellst du mit deinem Leben an, wenn du alle Freiheiten hast? Eine namenlose Person wandelt durch Hanoi. Sie dümpelt dem Traum hinterher, vom Schreiben zu leben, und wird dabei mit nichts Geringerem konfrontiert als dem gesellschaftlichen Anspruch, das Sinnvollste aus dem eigenen Leben zu machen. Weil sie sich aber immer wieder ablenken lässt von den Menschen und Geschichten, denen sie unterwegs begegnet, hält sich die Hauptfigur mit dem Verkauf von Fritteusen über Wasser. Als sie plötzlich einen wichtigen Menschen verliert, fällt sie in eine tiefe Lethargie und begibt sich in ungewöhnlicher Begleitung auf eine abenteuerliche Fahrt durch den Dschungel, um eine letzte Lieferung auszuführen. Nach Vietnam reisen jährlich mehr als zehn Millionen Tourist_innen. Viele von ihnen kommen aus den USA, Deutschland und Frankreich und bleiben im Schnitt neun Tage. Im Gepäck haben sie eine Idee von Ausbruch und Abenteuer - und eine Handvoll Privilegien. Sie bereisen Berge, Buchten, Städte u nd Strände. Aber Vietnam sehen die meisten nicht. Dümpeln entlarvt ironisch und ehrlich eine ganze Generation von Backpacking-Entrepreneurs, die ihrem Wunsch nach Selbstverwirklichung gesellschaftliche Themen unterordnet. "Ich hasse esoterische Selbstfindungsromane. Zum Glück ist das hier keiner." - Anne Sauer (@fuxbooks)"Vergesst die Reiseblogs, in denen euch verkauft wird, wie ihr euch in Asien selbst findet. Lest lieber diesen witzigen, selbstironischen Roman, danach wisst ihr mindestens, was ihr nicht sein wollt!" - Anika Landsteiner
Leseprobe:
Ich war nach Vietnam gekommen, um zu schreiben. Man hatte mir gesagt, dass der Kaffee hier stark und die Zigaretten besonders günstig seien, zwei Komponenten, die gemeinhin als für die Kreativität nicht nur förderlich, sondern unabdingbar gelten. Bedauerlicherweise konnte ich mir weder das Rauchen noch das Kaffeetrinken angewöhnen. Diesem unglücklichen Umstand war es auch zu verdanken, dass ich seit meiner Ankunft hier kaum geschrieben hatte. Die zweiunddreißig Kugelschreiber, die ich aus Angst vor Kommunismus und Planwirtschaft mitgenommen hatte, waren voll, und ich konnte meine eigene Unzulänglichkeit an ihren Minen ablesen.Mein mangelnder Aktionismus lag also nicht etwa am vietnamesischen Wirtschaftssystem, das alles andere als sozialistisch organisiert war und mit einer Fülle von erwerbbaren Kugelschreibern aufwarten konnte, die statt meiner eigenen von mir hätten verwendet werden können. Jahre zuvor in Kuba, wo ich ebenfalls hingegangen war, um zu schreiben, hatte ich die wir tschaftspolitischen Umstände und die daraus folgende Verknappung von Kugelschreibern noch ohne größere moralische Bedenken willkommen geheißen und mich an den Strand gelegt. Hier hingegen hatte mich die Erkenntnis, weder Kaffee noch Zigaretten zu vertragen, so weit zurückgeworfen, dass an ein geregeltes, kreatives Arbeiten vorerst nicht zu denken war. Ich hatte es zwar mit Wrigley's Double Mint und Tra Da versucht, aber es war nicht dasselbe. Und so lief ich herum, wartete auf meine Geschichte und verkaufte die ein oder andere Fritteuse.