Verlag | Voland & Quist |
Auflage | 2021 |
Seiten | 290 |
Format | 14,2 x 2,4 x 21,0 cm |
Gewicht | 462 g |
ISBN-10 | 3863912411 |
ISBN-13 | 9783863912413 |
Bestell-Nr | 86391241A |
April 1945, auf einer Insel in der Mulde. In einem Gebüsch hält sich ein Mann versteckt. Seine Knie sind aufgeschlagen, seine Sachen nass, in der Ferne ist das Geräusch krachender Haubitzen zu hören. Er blickt auf das Pfarrhaus am Ufer, in dem er mit seiner Frau und den Kindern gelebt hat. Aber jetzt sind sie weg. Sie scheinen verschleppt worden zu sein, und er ist sich sicher, dass ihr Verschwinden etwas mit ihm zu tun hat. Er versucht sich zu erinnern. Ein Mann mit einem Klumpfuß kommt ihm in den Sinn. Und ein kleines Mädchen, von dem er nach und nach zu erzählen beginnt. Was er sieht, hört und denkt, schreibt er auf. Ein Abschiedsbrief an seine Frau. Ein Bericht, mit dem er Zeugnis ablegt. Er notiert seine Worte auf der Rückseite von Akten. Sie liegen in dem Koffer, den er bei sich führt, zwischen Dosenfleisch, einer zersplitterten Uhr und einem langsam hart werdenden Laib Brot. Ein Roman, dessen Fassade langsam zerbricht und der die Abgründe unter dem dünnen Firnis der Zivilis ation sichtbar macht.
Rezension:
"[...] der Roman berührt und trägt von der ersten bis zur letzten Seite." Jörg Schieke, MDR "Die Sentimentalität des Erzählers, sein refrainartiges Heraufbeschwören der verlorenen Familienidylle gemischt mit obsessiven Selbstrechtfertigungen und in Schleifen wiederkehrenden Wahnvorstellungen - all das ist brillant konstruiert, wenn auch bisweilen schwer zu ertragen [...]. Der Text [...] legt sich einem wie eine Schlinge um den Hals und zieht sich von Seite zu Seite fester zu." Anja Kümmel, DIE ZEIT "Neniks literarisches Verfahren zeigt sich nach wenigen Sätzen: Er schlägt seine Funken aus der Kombination von detektivischer, geradezu versessener Archiv- und Lesearbeit mit einer unstillbaren artistischen Lust an der Sprache. [...] Die allmähliche Kenntlichwerdung seines Protagnonisten setzt Nenik, auch sprachlich, ausgesprochen raffiniert in Szene. [...]" Nils Kahlefendt, Frankfurter Allgemeine Zeitung "[...] das Beste des deutschsprachigen Raums, was mir 2021 in die Finger gerie t." Anne Hahn, piqd "Das größte Mysterium: Warum ist der Roman nicht für den Deutschen Buchpreis 2021 nominiert?" Caro Kaiser, literaturundfeuilleton "Geschichte wirkt in die Gegenwart hinein und trifft dort auf uns, auf eine Leserschaft, die es sich zu oft zu einfach macht, wenn sie sich der Vergangenheit zuwendet. Dieser große Roman aber verunmöglicht Trivialität, Unbefangenheit und Ignoranz, indem er die Lektüre als notwendige letzte Etappe einer Sinn- und Urteilsbildung einfordert." Samuel Hamen, Deutschlandfunk Büchermarkt "Ein dunkler Roman über einen Arzt, der gefangen ist auf der Insel seines Denkens. Ich kenne nichts Vergleichbares in der deutschen Gegenwartsliteratur." Gunnar Cynybulk