Verlag | Conte |
Auflage | 2024 |
Seiten | 448 |
Format | 13,6 x 3,3 x 20,6 cm |
Klappenbroschur | |
Gewicht | 578 g |
ISBN-10 | 395602267X |
ISBN-13 | 9783956022678 |
Bestell-Nr | 95602267A |
Der Schriftsteller Anders Nieheim hat sich, wie es scheint, nach einem Jahr an seinem neuen Wohnort Elsterbach in der alten Heimat eingelebt. Aber je mehr er sich einlebt, desto mehr muss er erkennen, dass er auch hier keine Heimat gefunden hat und keine finden wird. Nun sieht er, älter und müder geworden, die Jahre vorüberziehen. Um ihn herum sterben die Menschen, mit denen er ein festes Lebensband hätte knüpfen können, wäre er nicht vierzig lange Jahre fern von ihnen in der Welt herumgesegelt. Und da er zu arm ist, zu krank am Körper, im Herz und in der Seele, um wieder auf eine Reise zu gehen, setzt er sich hin und macht sich im geschrumpften Horizont seines Lebens auf die Suche nach einer bescheideneren Heimat. Die Suche wendet sich immer mehr nach innen, findet Heimatinseln, Heimatfragmente, Traumheimaten. Und am Ende seiner Suche kommt er an im Wunderbaren.
Leseprobe:
Fast alle sagen: um sich an einem Ort wohl und heimisch zu fühlen, kommt es nicht auf den Ort selbst an, sondern auf die dort lebenden Menschen. Das sind die echten Heimatlosen. Sie sehen nicht, dass es gerade der Ort selbst ist, der die Menschen, mit denen sie sich wohl und heimisch fühlen, hervorgebracht hat. Hanna, Maria und ich sind die letzten, die sich an unsere Eltern erinnern können, nach uns keiner mehr. Ich selbst kann mich kaum noch an den Klang ihrer Stimmen erinnern, aber wiedererkennen würde ich sie sofort. Ich träume ja von ihnen, und im Traum reden sie mit der mir vertrauten Stimme. Würden die Grabsprüche stimmen, die man oft in den Todesanzeigen liest und die behaupten, ein Verstorbener lebe so lang wie ein Lebender an ihn denkt, wären unsere Eltern endgültig tot, wenn wir drei auch tot sind. Gott sei Dank stimmen diese im Kern ungläubigen Sprüche nicht. Leider neigt der Mensch dazu, sich nicht nur seine Götter, sondern auch seinen Totenkult nach seinem Wuchs zure cht zu schneidern.