Es ist fast so, als gehöre Zamani zur Familie. Während Abednego Mlambo mit den Geistern seiner Vergangenheit ringt und seine Frau Agnes Trost im Glauben sucht, drängt sich dieser rätselhafte Untermieter mehr und mehr in ihr Leben. Jeden Schwachpunkt nutzt er, sich in die Leerstellen zwischen ihnen zu drängen, ihre Geschichte zu seiner zu machen. Er schmeichelt sich ein, nährt die Alkoholsucht Abednegos und zeigt sich auf unglaubliche Weise hilfsbereit bei der Suche nach dem verschwundenen Sohn. Wie jeder machtbesessene Despot, weiß Zamani, dass derjenige, der die Geschichte kontrolliert, die Zukunft erbt. Meisterhaft zeichnet Novuyo Rosa Tshuma anhand einer zerbrochenen Familie die jüngere Geschichte Simbabwes nach. Haus aus Stein ist ein vielschichtiges Porträt einer Gesellschaft, die einen Schleier des Schweigens über die Wunden der Vergangenheit gelegt hat.
Rezension:
"Diese Geschichte gibt denen, die das Trauma des Völkermords erleben mussten, ihre Menschlichkeit zurück. Und gleichzeitig zeigt sie uns die Tiefe dieses Traumas. Aber das alles wird mit so viel Energie und so frech erzählt, in der schönsten Sprache, die man sich vorstellen kann. Alle, die sich dafür interessieren, wie Literatur Geschichten erzählen kann, die zutiefst verstörend und trotzdem leicht und sogar lustig sein können, werden dieses Buch garantiert mögen." - Tsisi Dangarembga im Gespräch mit RBB Kultur
Novuyo Rosa Tshuma, in Simbabwe geboren, lebt in Boston (USA) und lehrt dort am Emerson College Kreatives Schreiben. Ihr Debütroman Haus aus Stein gewann 2019 den Edward Stanford Travel Writing Award und den Bulawayo Arts Award for Outstanding Fiction und stand für zahlreiche internationale Preise auf der Shortlist.2017 erhielt sie für ihre Arbeit den renommierten Bellagio Center Literary Arts Residency Award der Rockefeller Foundation. 2020 wurde sie mit dem Lannan Foundation Fellowship ausgezeichnet. Sie unterrichtete u.a. an den Universitäten in Oxford und New York, sowie beim University of Iowa Writers' Workshop in Houston, und in Indonesien und Nigeria im Rahmen des Purple Hibiscus Trust Creative Writing Workshop von Chimamanda Ngozi Adichie. Sie rief außerdem den Kwantuthu Writers' Workshop in Bulawayo, Simbabwe, ins Leben.Ihr Schreiben ist vielseitig, unersättlich und wissbegierig. Ihre Novellen und Kurzgeschichten sind u.a. bei McSweeney's und in Anthologien wie New Daught ers of Africa erschienen.Sie ist Mitbegründerin und ehemalige stellvertretende Herausgeberin der panafrikanischen Kunstplattform Jalada und leitete das Redaktionsteam der ersten gedruckten Anthologie. Tshuma ist außerdem Herausgeberin der Anthologie I am Nala (Nala Feminist Collective, 2022). Im Herbst 2023 erscheint ihr neuer Roman "Digging Stars" bei W. W. Norton in den USA. Simone Jakob ist Literaturübersetzerin aus dem Englischen und hat unter anderem Werke von David Nicholls, Philip Kerr, Sefi Atta, Abi Daré und Yvonne Adhiambo Owuor ins Deutsche übertragen. Ihre Übersetzung von Das Meer der Libellen der kenianischen Autorin Owuor wurde vom Magazin TraLaLit im Januar 2021 zur Übersetzung des Monats gekürt. Im Interview mit TraLaLit sagt Simone Jakob über ihre übersetzerische Arbeit an diesem ebenfalls sehr poetischen und anspruchsvollen Text: "Mir ist es wichtig, dem Original gerecht zu werden und gleichzeitig den Leserinnen und Lesern einen Text zugänglich zu machen, der ihnen sonst verschlossen bleiben würde, und das idealerweise so, dass ihnen dabei nicht ständig bewusst ist, dass es sie eine Übersetzung lesen. Gerade die wunderbare afrikanische Literatur ist hier in Europa ja noch nicht so bekannt, wie sie es verdient hätte, auch wenn sich das erfreulicherweise allmählig ändert."
Autorenporträt schließen