Verlag | Nova MD |
Auflage | 2022 |
Seiten | 434 |
Format | 14,0 x 0,2 x 20,0 cm |
Gewicht | 464 g |
ISBN-10 | 3969665140 |
ISBN-13 | 9783969665145 |
Bestell-Nr | 96966514A |
"Du sollst noch nicht sterben, schließlich brauche ich dich noch", sagte die sanfte Stimme.Aber es klang nicht beruhigend.Ein Schüler verschwindet spurlos. Gleichzeitig tauchen an der Schule des Vermissten brutale Gewaltvideos auf. Noch während die Polizei nach dem Schüler sucht, findet eine junge Familie menschliche Knochen in den Wäldern des Rothaargebirges.Natascha Krüger und ihre Kollegen von der Siegener Polizei ermitteln im Umfeld des Vermissten und werden zu unfreiwilligen Mitspielern einer gefährlichen Schatzsuche. Dann tauchen die nächsten Knochen auf ...Überarbeitete Neuauflage des gleichnamigen Titels, erschienen bei Bastei Lübbe.
Leseprobe:
PrologAls er aufwachte, hatte er das unbestimmte Gefühl, dass etwas Furchtbares mit ihm geschehen war.Er schlug die Augen auf: Um ihn herum war nichts als Schwärze. Einen schrecklich langen Moment glaubte er, auf einmal blind geworden zu sein. Er warf den Kopf hin und her in der verzweifelten Hoffnung, irgendwo in der Düsternis einen winzigen Lichtstrahl zu erhaschen. Während er sich bewegte, spürte er, dass er an Händen und Füßen gefesselt war. Wenn er doch bloß etwas sehen könnte - nur irgendetwas. Doch alles blieb schwarz.Die Finsternis schien ihn nach unten zu drücken, und er spürte nun deutlich, dass er auf felsigem Boden lag. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, und er konnte graue Schatten erkennen, kantige Umrisse. Er zitterte. Die verschwitzten Kleidungsstücke klebten an seinem Körper, gleichzeitig war es in seinem Gefängnis schrecklich kalt. Die Feuchtigkeit des Untergrundes drang durch den Stoff, vermischte sich mit dem eisigen Schweiß seiner Angst. Geg en die Kälte half auch die Decke nicht, die jemand über ihn gelegt hatte. Sie war weich und roch nach Weichspüler, wirkte jedoch in dieser großen Leere seltsam fehl am Platze.So wie er.Irgendwo hinter ihm tropfte es. Immer wieder, in zermürbender Gleichmäßigkeit. Einige Male versuchte er, die Tropfen zu zählen, als könne er auf diese Weise seine Situation kontrollieren.Doch es gab keine Kontrolle.Er versuchte, nach Hilfe zu rufen. Aber er konnte nur dumpfe, heisere Geräusche ausstoßen, die niemand hören würde: Der zusammengeklumpte Lappen in seinem Mund tat weh und drückte gegen das Zäpfchen; und immer wieder überkam ihn das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Doch er kämpfte dagegen an, denn er wusste, dass er sonst ersticken würde.Verzweifelt versuchte er, sich abzulenken. Mit hoffnungsvollen und ermutigenden Gedanken, mit Erinnerungen an schöne Erlebnisse, mit heiteren Episoden aus dem Alltag.Doch es half nichts.Ständig hatte er Bilder von seinem eigenen qualvollen Tod vor seinem inneren Auge.