Verlag | Querverlag |
Auflage | 2010 |
Seiten | 492 |
Format | 21 cm |
Gewicht | 614 g |
ISBN-10 | 3896561820 |
ISBN-13 | 9783896561824 |
Bestell-Nr | 89656182A |
Leise Töne ist ein Buch über Musikverständnis, über Einsam- und Gemeinsamkeit und das Leben auf Inseln, im wörtlichen wie auch im übertragenen Sinne. Karen-Susan Fessel erzählt von der Frage nach Schuld und Verantwortung, für sich selbst und für andere, von der Suche nach dem richtigen Platz und nicht zuletzt vom Recht auf ein selbstbestimmtes Lebensende.
Visby, 1984. Marthe verreist das erste und einzige Mal in ihrer Kindheit und Jugend; ihre Tante lädt sie ein auf die schwedische Ferieninsel Gotland. Die Tage dort schmecken nach Freiheit. Und eine besondere Erinnerung nimmt Marthe mit in die folgenden Jahre: das Bild der Klavierspielerin im Erdgeschoss der Pension und die sanft schwingenden Melodien ihres Spiels, die Marthe Abend für Abend in ihre Träume geleiten. Berlin, 1994. Marthe arbeitet inzwischen als Hilfskraft im Funkhaus und bekommt den Auftrag, eine Komponistin vom Flughafen abzuholen. Sie hat dunkle Haare und dunkelblaue Augen und etwas an sich, das Marthe sowohl fasziniert als auch irritiert. Aber bevor sie dem nachgehen kann, ist die Musikerin auch schon wieder verschwunden. Zwei Jahre später sieht Marthe sie wieder, und damit beginnt eine anregende, aufrührende und intensive Beziehung zwischen Marthe, dem Freigeist, und Ebba, der ruhigen, melancholischen Musikerin. Bis Ebba von etwas eingeholt wird, das schon längs t überwunden geglaubt schien. Leise Töne ist ein Buch über Musikverständnis, über Einsam- und Gemeinsamkeit und das Leben auf Inseln, im wörtlichen wie auch im übertragenen Sinne. Karen-Susan Fessel erzählt von der Frage nach Schuld und Verantwortung, für sich selbst und für andere, von der Suche nach dem richtigen Platz und nicht zuletzt vom Recht auf ein selbstbestimmtes Lebensende.
Leseprobe:
"Wenn du mich sehen könntest. Wenn du mich jetzt sehen könntest, wie ich hier liege, die Decke bis zu den Ohren hochgezogen, und versuche, die Geräusche auszublenden, die von der Straße hereindringen. Und die Geräusche ganz in meiner Nähe. Wenn du mich jetzt sehen könntest. Ich glaube, du würdest lächeln. Du würdest lächeln, auf deine dir eigene, unnachahmliche Art, und den Kopf schütteln, ganz leicht nur, eher amüsiert denn tadelnd. Du würdest die Lippen verziehen, und ohne dass du es beeinflussen könntest, würde deine Nase sich kräuseln, und dann würdest du nach der Decke greifen und ganz leicht an ihr ziehen. Ohne etwas zu sagen. Manchmal, wenn ich so wie jetzt im Bett liege, morgens, noch nicht angekommen im Tag und auch nicht mehr heimisch im Schlaf, oder wenn ich barfuß die alte Straße am Zaun entlanggehe, das Sonnenlicht von weit oben durch die Baumkronen fällt und glitzernde Punkte auf den rissigen Asphalt zaubert, dann frage ich mich, wie du all das hier fändest. Mein Leb en. Das Leben, das ich jetzt lebe. Wahrscheinlich würdest du den Kopf schütteln und lächeln. Aber würdest du mich immer noch lieben? In guten Stunden denke ich: auf jeden Fall. In schlechten Stunden denke ich darüber nicht nach. Aber ich vermisse dich. Immerzu. Und nichts und niemand kann daran etwas ändern. Aber vielleicht kann ich lernen, damit zu leben. Bestimmt, würdest du sagen ..."